T-Online will auf dem TV Erlebniswelten erschließen

Der Internet-Provider plant bis zum Ende des Jahres, sein Breitband-Portal T-Vision über eine Settop-Box mit dem Fernseher zu verschmelzen und sich zum Programm-Anbieter zu wandeln.

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T-Online sucht nach neuen Geschäftsfeldern und dringt dabei in den bislang kaum entwickelten Markt für interaktives Fernsehen ein. Dazu will der europäische Marktführer sein vor einem knappen Jahr eingeführtes und nach eigenen Angaben erfolgreiches Breitbandportal T-Vision auf den Fernseher übertragen. "Wir wollen uns über die klassische PC-Welt hinaus neue Erlebniswelten erschließen", erklärte T-Online-Chef Thomas Holtrop. "T-Online wird dabei in die Rolle eines Programm-Anbieters schlüpfen".

Der ehemalige Bankmanager setzt mit dem neuen, für Ende 2003 angekündigten Angebot auf den Teil der Mediennutzer, den er selbst als "lean backward" beschreibt, sonst aber eher unter dem Begriff "Couch Potatoes" bekannt sein dürfte. Diese in Deutschland in 36 Millionen Haushalten beheimatete Spezies will T-Online über die Fernbedienung an die interaktive Internet-Welt heranführen. "Wir werden unsere Formate auf beiden Endgeräten anbieten", sagte Holtrop. Auch der eher passiv ausgerichtete Konsument könne dann sein Programm aktiv gestalten. "Er kann sich gleichzeitig informieren, kommunizieren und Transaktionen vornehmen", stellt sich der Vorstandsvorsitzende Nutzungsmöglichkeiten vor. Damit werde die viel beschworene, aber bislang kaum im Markt anzutreffende "Konvergenz" für den Kunden endlich erlebbar. Bleibt zu hoffen, dass seine Forschungsabteilung zuvor die Auguren befragt hat, ob der Zuschauer das alles überhaupt will. Denn auch Holtrop weiß, dass "die Killer-Applikation des Fernsehens natürlich Fernsehen bleibt".

Konkretere TV-Visionen enthüllte Burkhard Graßmann, Mitglied des Vorstands von T-Online: Das neue TV-Angebot werde vor allem Video-on-Demand bieten, wobei der Zuschauer neben Live-Übertragungen auch das gesamte, mit zahlreichen Konzertaufnahmen und Kino-Spots angefüllte Archiv von T-Vision abrufen könne. Weiterer Kernbestandteil sei ein Electronic Program Guide (EPG), der Zusatzinfos zum Programm parat halte und auch über das Internet beziehungsweise über PDA oder WAP-Handy steuerbar sein soll. Ferner solle das bekannte Internet-Angebot von T-Online mit aktuellen Infos oder Bestellmöglichkeiten von Tickets angepasst auf dem Fernseher laufen und durch eigene interaktive TV-Programme ergänzt werden. Damit will T-Online auch seinen rund 400 Partnern aus den Bereichen Medien und E-Commerce einen neuen Distributionskanal bieten.

Einen ersten Prototypen der nach Angaben von T-Online "medienbruchfreien" Breitbandwelt will der Provider auf der CeBIT im März vorstellen. Experimentell eingeführt werden soll das Angebot auf der Internationalen Funkausstellung Ende August in Berlin. Voraussetzung für die Nutzung ist eine Set-Top-Box mit DSL-Anschluss und Flatrate. Die Zusatzgeräte zum Fernseher sollen laut Graßmann mit einem Sticker "T-Online ready" verziert "zu Weihnachten" in die Läden kommen. Ein Sprecher des Providers erklärte gegenüber heise online, dass die Partner für die Fertigung der Box erst auf der CeBIT verkündet werden sollen. Noch würden die Gespräche laufen. Verraten konnte er bereits, dass als Betriebssystem Windows XP Embedded gewählt wurde. (Stefan Krempl) / (vza)