TIC 400799224: Mysteriöses Objekt verdeckt Stern offenbar unregelmäßig mit Staub

Und wieder gibt es einen Stern, der in rätselhafter Weise dunkler wird. Diesmal ist die Periodizität regelmäßig, aber die Abdunkelungen überhaupt nicht.

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(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Gruppe von Astronomen und Astronominnen hat ein rätselhaftes Objekt gefunden, das einen Doppelstern umkreist und offenbar in unregelmäßigen Abständen riesige Mengen an Staub ausstößt. Entdeckt haben sie das Objekt bei dem Doppelsternsystem TIC 400799224, der dadurch in mysteriöser Weise variabel erscheint. Einer der beiden Sterne wird demnach mit großer Regelmäßig alle 19,77 Tage dunkler, aber die die Ausformung der Verdunkelung, ihre Intensität und Dauer sind demnach unregelmäßig. Außerdem seien die Verdunkelungen nur ungefähr bei jedem dritten Umlauf überhaupt zu beobachten. Eine Erklärung hat die Gruppe bislang nicht, sie hofft nun auf Daten aus Langzeitbeobachtungen, anhand derer das Phänomen weiter in die Vergangenheit zurückverfolgt werden kann.

Der Doppelstern TIC 400799224

(Bild: Powell et al., 2021)

Wie die Gruppe um Brian Powell vom Goddard Space Flight Center der NASA jetzt erläutert, sind sie in dem riesigen Datenschatz des Weltraumteleskops TESS auf den Stern aufmerksam geworden, weil der eine "unnormal" verlaufende Verdunkelung aufgewiesen habe. Weitere Analysen hätten dann ergeben, dass es sich um ein System aus zwei etwa gleich hellen Sternen handelt, die einander wohl in etwa 300 Astronomischen Einheiten Entfernung umkreisen. Welcher der beiden Sterne jeweils dunkler wird, konnten sie demnach noch nicht ermitteln. Gefunden haben sie aber die starke Periodizität von 19,77 Tagen, die darauf hinweist, dass einer der Sterne von einem Himmelskörper umkreist wird, der ihn jeweils deutlich abdunkelt, wenn er sich zwischen ihn und uns schiebt. Nicht erklären können sie aber bislang, warum diese Abdunkelungen nur alle drei bis fünf Umläufe überhaupt zu erkennen sind und jeweils deutlich voneinander abweichen.

Die Forscher und Forscherinnen mutmaßen, dass das mysteriöse Objekt gelegentlich Staub ausstößt, der optisch äußerst dicht sein dürfte. Je nachdem, welchen der beiden Sterne es umkreist, blockt das Material zwischen 37 und 75 Prozent des von dort ausgestrahlten Lichts. Die Menge sei jedenfalls "verblüffend" und ebenfalls noch nicht zu erklären. Denn wenn etwa ein Objekt wie der Asteroid Ceres im Sonnensystem zerstört wird, würden die Überreste lediglich wenige Tausend Jahre überleben, bevor sie verschwunden sind. In den sechs Jahren, die man TIC 400799224 jetzt beobachtet habe, sei die Periodizität aber konstant und das Objekt intakt geblieben. Folgebeobachtungen und Auswertungen alter astronomischer Fotoplatten sollen nun Antworten auf die vielen offenen Fragen liefern. Die Entdeckung wird im Fachmagazin Astronomical Journal vorgestellt.

Oberflächlich erinnert der Fund an den Stern KIC 8462852, dessen Verdunkelungen über Jahre zu einer Reihe von Mutmaßungen angeregt hatte. Statt der zwischenzeitlich auch vorgebrachten Erklärung, dass es sich um die Spur einer außerirdischen Zivilisation handelt, gibt es inzwischen Hypothesen, die natürliche Prozesse als Erläuterung heranziehen. Bei dem Stern waren aber auch die Umlaufzeiten unregelmäßig und wiederholten sich nicht in einem Muster, das auf einen stabilen Orbit zurückgeführt werden konnte, wie jetzt bei TIC 400799224. Außer den beiden Sternen gibt es aber noch eine Reihe von Objekten, deren Verdunkelungen bislang nicht erklärt werden können.

(mho)