Tablet-Desaster: Jolla lässt sich mit Rückzahlung Zeit
Nach langer Wartezeit hat Jolla nun zumindest einen Plan, wie die Unterstützer des gescheiterten Sailfish-Tablets entschädigt werden sollen. Ein paar Geräte sollen noch ausgeliefert werden, der Rest muss auf eine Rückzahlung warten – bis zu ein Jahr.
Nur die wenigsten Unterstützer von Jollas Crowdfunding-Kampagne dürfen sich Hoffnung machen, tatsächlich ein Tablet zu bekommen, wie Jolla jetzt im Firmenblog bekannt gibt. Dies hatte sich bereits mit einer Ankündigung der Finnen zum Jahreswechsel abgezeichnet, nun folgen nach langem Warten konkrete Informationen von Jollas Vorstandsvorsitzendem Antti Saarnio.
Demnach sollen 540 Tablets noch ausgeliefert werden, der Versand starte im Februar. Alle anderen Indiegogo-Backer sollen ihr Geld inklusive Zahlungen für Versand oder Zubehör in zwei Schritten erstattet bekommen. Die erste Hälfte will Jolla noch im ersten Quartal 2016 auszahlen. Die zweite Hälfte soll im Laufe eines Jahres überwiesen werden – soweit es die finanzielle Situation erlaubt, wie Saarnio im gleichen Satz einschränkte. Die von Firmensprecher Juhani Lassila zu Neujahr in Aussicht gestellte Überraschung steht noch aus. Im IRC-Meeting beteuerte Lassila aber, Jolla habe noch etwas im „Ärmel“.
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Saarnio geht in seinem Blog-Beitrag auch auf den Verlauf des Tablet-Projekts ein und nannte erstmals die Größe der im vergangenen Oktober verschickten Charge: Die umfasste lediglich 121 Tablets – deutlich weniger als von der Community vermutet. Es habe nicht nur Probleme mit einzelnen Komponenten wie dem Display gegeben, sondern der Auftragsfertiger habe auch mehrfach die Produktionsstätte wechseln müssen. Durch den laut Saarnio unerwarteten Ausfall eines Investoren habe sich die Lage dann dramatisch verschlechtert. Ein ehemaliger Jolla-Entwickler teilte hingegen heise online mit, die Finanzierungs-Probleme hätten sich bereits im Spätsommer abgezeichnet.
Damit liefert Jolla keine 700 Tablets aus, nur ein Bruchteil der Bestellungen: Alleine in den ersten Stunden der Crowdfunding-Kampage 2014 waren über 4000 bezahlte Bestellungen eingegangen, insgesamt ist von 12.000 Vorbestellungen die Rede.
Viel schief gegangen
Der Blog-Eintrag enthält auch eine FAQ, die auch auf die Kritik eingeht. So sei das Geld aus der Indiegogo-Kampagne zu wesentlichen Teilen für die Entwicklung von Sailfish OS 2.0 eingesetzt wurde, da das Betriebssystem Teil des Tablets sei und die damalige Version von Sailfish OS auf diesem nicht lauffähig war. Inzwischen seien einige der die zur Produktion des Tablets nötigen Komponenten nicht mehr erhältlich, sodass eine Nachproduktion unmöglich sei.
Jolla gesteht auch Kommunikationsfehler ein. Interessant ist, dass zur Zukunft von Sailfish OS mehr auf die Community-Portierung auf das Fairphone 2 eingegangen wird, wohingegen das vom indischen Hersteller Intex für den Mobile World Congress angekündigte Sailfish-Smartphone keine Erwähnung findet.
Die Reaktionen in den Kommentaren sind gemischt. Während bei einigen die Enttäuschung über nicht eingehaltene Zusagen noch tief sitzt, bangen andere, doch noch zu den 540 Tablet-Empfänger zu gehören. Einige sehr treue Jolla-Fans wollen sogar ganz auf die Erstattung verzichten und den Betrag an Jolla spenden. (jow)