Targeting: LinkedIn begrenzt gezielte Werbung nach Bürgerrechtsbeschwerde

LinkedIn will Reklame nicht länger auf Basis besonders sensibler persönlicher Daten von Nutzern anzeigen. Bürgerrechtler monierten einen Verstoß gegen EU-Recht.

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Künstlierische Darstellung der Weltkugel; um sie kreisen Symbole einzelner oder mehrerer Personen

(Bild: Blue Planet Studio/Shutterstock.com)

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Ab sofort will es LinkedIn Werbetreibenden weltweit nicht mehr gestatten, Nutzer im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) mit Anzeigen gezielt anzusprechen, die der Plattformbetreiber sonst auf der Grundlage von Profiling unter Einschluss besonders sensibler personenbezogener Daten etwa zu sexuellen Vorlieben, politischen Einstellungen oder zur Ethnie ausspielt. Dies teilte die Bürgerrechtsorganisation European Digital Rights (EDRi) am Freitag mit. Sie hatte im Februar zusammen mit der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF), Global Witness und Bits of Freedom eine Beschwerde gegen das soziale Netzwerk von Microsoft wegen eines potenziellen Verstoßes gegen den Digital Services Act (DSA) aufgrund der Targeting-Praxis eingereicht.

Bei den Verhandlungen über den DSA drängten eine fraktionsübergreifende Koalition von EU-Abgeordneten und Bürgerrechtlern auf ein allgemeines Verbot von "spionierender Werbung" mit Microtargeting. So weit ging der Gesetzgeber dann zwar nicht, untersagte aber den Einsatz der mit der Datenschutz-Grundverordnung speziell geschützten Kategorien. An dieses Verbot will sich LinkedIn nun halten. EDRi-Politikberater Jan Penfrat begrüßte die Ankündigung als "einen Gewinn für die Privatsphäre und besseren Schutz der Menschen vor gezielter Diskriminierung aufgrund ihrer sensiblen Merkmale". Der Fall zeigt, dass der DSA funktionieren kann, wenn die EU-Kommission die von der Zivilgesellschaft vorgelegten Beweise so schnell und effektiv verarbeite wie hier.

Techunternehmen sollten das Plattformgesetz von vornherein einhalten, betonte Svea Windwehr von der GFF. Offenbar bedürfe es aber der Hilfe einer wachsamen Zivilgesellschaft, wenn es darum gehe, die vom DSA erfassten Onlinefirmen "zur Verantwortung zu ziehen und europäisches Recht durchzusetzen". Nienke Palstra von Global Witness appellierte an LinkedIn, die neue Linie gegen "die schlimmsten Formen der Überwachungswerbung" auf seine Mitglieder weltweit auszudehnen und nicht auf Europa zu beschränken. Targeting auf Basis anderer Kategorien personenbezogener Daten bleibt auf der Plattform, die ihre weltweiten Werbeeinnahmen Schätzungen zufolge 2023 um gut zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr auf fast 4 Milliarden US-Dollar steigern konnte und hier 2024 erneut auf Wachstumskurs liegt, weiterhin möglich.

(nb)