Tarifpoker bei Österreichs Mobilfunkern auf Kosten des Festnetzes

Der österreichische Trend zu auf den ersten Blick fast kostenlosen Handytelefonaten hält ungehindert an.

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Mit 0-Cent-Tarifen hat sich T-Mobile Austria jetzt dem Kampf von tele.ring um Zuwächse auf Kosten des Festnetzes und der direkten Konkurrenz angeschlossen. T-Mobile hat am gestrigen Donnerstag, den "Relax Plus"-Tarif mit 2.000 monatlichen Freiminuten ins Festnetz und für netzinterne Gespräche gestartet. Die Grundgebühr beträgt bei dem bis 15. Mai verfügbaren Tarif 34 Euro pro Monat.

Der österreichische Trend zu auf den ersten Blick fast kostenlosen Handytelefonaten hält also ungehindert an. Im Herbst 2002 hatte tele.ring den Schritt zu Tarifen von 1 Cent pro Minute (ab einer Grundgebühr von 10,45 Euro) gewagt und damit die gesamte Branche geschockt. Seit September 2003 sind auch Gespräche ins Festnetz mit 1 Cent wohlfeil (ab 15,45 Euro Grundgebühr). Wiederum war die Konkurrenz aufgebracht und sprach von "Wertvernichtung" und unmittelbar drohendem Bankrott des Anbieters. Dieser freute sich im Gegenteil über starke Nachfrage und erstmals schwarze Zahlen.

Im Weihnachtsgeschäft bot One dann doch auch einen 1-Cent-Tarif (auch ins Festnetz) und brachte im Anschluss ein Angebot auf den Markt, mit dem für monatlich 17 Euro 108 Stunden pro Woche (das sind die Wochenenden und Nächte) netzintern gratis telefoniert werden kann. Seit Februar bis Ende April offeriert auch Marktführer Mobilkom Privatkunden Verträge, mit denen netzinterne Gespräche ebenfalls nur 1 Cent/Minute kosten (Grundgebühr 10 Euro, ab 2005 dann 15 Euro). Ebenfalls im Februar hatte T-Mobile das "Relax"-Paket mit 1.000 eingeschlossenen Gesprächsminuten zu anderen T-Mobile-Handys gestartet (Grundgebühr 17 Euro).

Der reine UMTS-Anbieter 3 versucht indes mit bis zu 800 Gratisminuten in alle Netze und ebenfalls Gratis-Gesprächen im eigenen Netz sowie zwischenzeitlich kostenlosen UMTS-Handys Kunden zu gewinnen; für Anfang kommender Woche werden wieder neue Angebote erwartet. Bis Ende 2005 sollen laut Plan 500.000 Österreicher im Netz von 3 telefonieren, derzeit sind es geschätzte 34.000. Bei Kundengewinnungskosten von zuletzt cirka 700 Euro netto wird dies kein billiges Unterfangen.

Wann das Ende der rot-weiß-roten Fahnenstage erreicht ist und die Preise wieder anziehen, wagt niemand vorherzusagen. Denn die mehrmals verschobene Einführung der Rufnummernportabilität wird neue Preiskämpfe im Geschäftskundensegment und bei Datentarifen einläuten. Die Kunden freuen sich, die Festnetzanbieter weniger. Diese sehen sich gezwungen, ebenfalls Gratisgespräche anzubieten. Derzeit telefonieren etwa Preselect-User des kleinen ACN untereinander kostenfrei, der zweitgrößte Anbieter UTA plant bereits ein ähnliches Produkt. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)