TaurusLeaks: Auch Inspekteur war über unsichere Leitung zugeschaltet
Nach einer Sitzung des Verteidigungsausschusses steht fest: Zwei von vier Teilnehmern waren über unsichere Leitungen zugeschaltet.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat sich nach einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses zum russischen Lauschangriff auf die Bundeswehr vor führende Offiziere der Luftwaffe gestellt. Zugleich bestätigte er am Montag auf Nachfrage, dass auch Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz selbst als Zweiter von insgesamt vier Teilnehmern über eine nicht sichere Leitung zugeschaltet war. Vor möglich dienstrechtliche Konsequenzen müssten Ermittlungen abgewartet werden. Er sei nicht gewillt, Russlands Präsident Wladimir Putin "auf den Leim zu gehen und meine besten Offiziere, ob sie hier einen Fehler gemacht haben oder nicht, an die Luft zu setzen", sagte Pistorius.
Ein russischer Nachrichtendienst hatte eine Schaltkonferenz von vier hohen Offizieren der Luftwaffe abgehört. Sie hatten über Einsatzszenarien für den deutschen Marschflugkörper gesprochen, falls der Taurus doch noch an die Ukraine geliefert würde. Der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Florian Hahn, sagte nach der Sitzung am Montag, es seien noch Fragen offen. Nötig sei es, in der Taurus-Debatte auch Kanzler Olaf Scholz sowie zu der Abhöraffäre den Luftwaffeninspekteur zu sprechen.
Ungesicherte Verbindung genutzt
Bereits vor einer Woche hatten die Ermittlungen des Bundesamts für den Militärischen Abschirmdienst erste Resultate ergeben. Ein Teilnehmer hatte sich aus einem Hotel in Singapur über eine "nicht autorisierte Verbindung, damit quasi eine offene Verbindung" in die WebEx-Konferenz zugeschaltet.
Dadurch sei es zu einem "Datenabfluss" gekommen, sagte Minister Pistorius. Der Offizier habe sich während der Flugmesse "Singapore Airshow" in der Stadt aufgehalten. Dort seien auch hochrangige Militärs westlicher Staaten vertreten gewesen und vermutlich auch russische Geheimdienst-Mitarbeiter. Bei solchen Veranstaltungen fänden flächendeckende Abhöraktionen statt, daher müsse man davon ausgehen, dass die abgehörte Konferenz "ein Zufallstreffer im Rahmen einer breit angelegten Vorgehensweise war".
(mki)