Technische Probleme bei elektronischem Jura-Examen an Notebooks in Bayern

In Bayern können angehende Juristen das Staatsexamen an gestellten Notebooks schreiben. Dabei ist einiges schiefgelaufen, trotz IT-Support während der Klausur.

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Mann am Laptop mit Hand vor Gesicht

(Bild: tsyhun/Shutterstock.com)

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Zu Beginn des zweiten juristischen Staatsexamens hat es in München und Augsburg massive technische Pannen gegeben. Betroffen war das elektronische Examen, das erstmals auf freiwilliger Basis flächendeckend angeboten wurde. Trotz umfangreicher Tests im Vorfeld sei es bei der ersten Klausur am 26. November zu erheblichen technischen Problemen gekommen, insbesondere mit Akkuladung und -laufzeit der Prüfungslaptops, teilte das Bayerische Justizministerium in München mit. Ab dem zweiten Prüfungstag am 27. November habe es keine Probleme gegeben.

Zwar kann das Staatsexamen auch in Bayern weiterhin handschriftlich angefertigt werden, aber fast alle Teilnehmer haben sich für das E-Examen entschieden. Den angehenden Volljuristen wurden Notebooks mit bereits vorinstalliertem Schreibprogramm zur Verfügung gestellt, die per WLAN mit einem Prüfungsserver verbunden sind, auf dem die Arbeit gespeichert wird. Während der fünfstündigen Klausur haben Mitarbeiter eines dafür beauftragten Dienstleisters IT-Support geleistet und waren Ansprechpartner bei technischen Fragen, schreibt JURios. Zuvor hatten sich die Teilnehmenden bei einer Intensivklausurwoche mit Hard- und Software vertraut machen können.

Doch während der Prüfungsklausuren in Bayern mussten nach Ministeriumsangaben viele Laptops ausgetauscht werden. Einige Notebooks meldeten Fehler, andere hatten nur noch wenige Prozent Akkukapazität. Für die Prüfung in Augsburg wurden kurzerhand Kabel bei einem naheliegenden Elektronik-Fachmarkt besorgt, berichtet der Merkur. Dadurch verzögerte sich der Prüfungsbeginn einzelner Teilnehmer. Das ständige Speichern während der Bearbeitung und die Abgabe der Prüfungsarbeit funktionierten dagegen laut Ministerium ordnungsgemäß.

Doch der Geräteaustausch und das Verkabeln sorgten für viel Unruhe. Zum Ausgleich bekamen die Prüflinge 15 Minuten mehr Zeit für die Klausur. Das Landesjustizprüfungsamt kann aber nicht ausschließen, dass die Verlängerung der Schreibzeit nicht ausgereicht hat, um die starken Beeinträchtigungen der Prüfungsteilnehmer auszugleichen.

Das Landesjustizprüfungsamt und der Prüfungsausschuss boten Betroffenen deshalb an, am 9. Dezember eine Ersatzprüfung zu schreiben. Wer das nicht möchte, kann dem Ministerium zufolge die Klausur vom 26. November auch schlicht nicht werten lassen. Dann würden nur acht statt neun schriftliche Prüfungen in die Gesamtnote des Examens einfließen. Ohne Antrag zähle das Ergebnis der Klausur hingegen regulär. Damit soll die Chancengleichheit aller Prüflinge gewahrt werden, es soll kein Nachteil durch die technischen Pannen entstehen, so JURios.

Das sogenannte E-Examen hatte sich dem Ministerium zufolge die große Mehrheit der Prüfungsteilnehmerinnen und -teilnehmer gewünscht. Im Mai 2022 habe man dafür mit einer Ausschreibung im Rahmen eines förmlichen Vergabeverfahrens nach einem Dienstleister gesucht und diesen auch gefunden. Er müsse unter anderem einheitliche Laptops, Prüfungssoftware, technisches Personal für den Support und mobile Hochverfügbarkeitsserver zur Verfügung stellen. In der Vorbereitung hat man alles getestet.

Mit dem zweiten Staatsexamen schlieĂźen die PrĂĽflinge das Rechtsreferendariat ab und sind danach Volljuristinnen und -juristen. In acht Standorten in Bayern werden noch bis Freitag Klausuren geschrieben. Mitte April 2025 starten die mĂĽndlichen PrĂĽfungen.

Bayern darf sich trotz dieser Pannen als fortschrittlich bei der Digitalisierung der juristischen Ausbildung bezeichnen. In anderen Bundesländern wie etwa Baden-Württemberg werden die Klausuren weiterhin nur handschriftlich verfasst.

(fds)