Tele.ring-Betriebsrat macht Rückzieher

Mit einer Jobgarantie für knapp elf Monate hat sich die tele.ring-Belegschaft von dem angekündigten Streik abbringen lassen. Der Betriebsrat des wahrscheinlichen tele-ring-Käufers T-Mobile Austria glaubt zudem nicht an weiteren Arbeitsplatzabbau.

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Mit einer Jobgarantie für knapp elf Monate hat sich die tele.ring-Belegschaft am gestrigen Dienstag von dem angekündigten Streik abbringen lassen. Die am Montag erhobene Forderung nach Einstellung von Verkaufsverhandlungen mit direkten Konkurrenten wurde wieder fallengelassen. T-Mobile Austria möchte tele.ring für 1,3 Milliarden Euro übernehmen. Eine für den heutigen Mittwoch angesetzte weitere Betriebsversammlung wurde inzwischen abgesagt. Der Betriebsrat verhandelt mit dem österreichischen Management -- allerdings ist unklar, worüber noch gesprochen wird. Der Verhandlungsspielraum der lokalen tele.ring-Führung dürfte eingeschränkt sein.

Während Konkurrent 3 bereits versucht, verunsicherte tele.ring-Kunden mit speziellen Angeboten abzuwerben, berichten Tageszeitungen über eine weitere Facette: Telekom und Mobilkom Austria sollen zusammen 100 Millionen Euro an T-Mobile zahlen, um im Gegenzug die rund 111.000 Festnetz- und Internetkunden von tele.ring sowie die Mobilfunk-Technik zu übernehmen. Die technischen Einrichtungen würde die Mobilkom demnach in eigenen Netzen, etwa in Österreich oder in Bulgarien einsetzen. Der Wert der abzubauenden, gebrauchten Technik und der relativ umsatzschwachen Festnetz-Kunden liegt aber weit unter 100 Millionen Euro. Ein Großteil der kolportierten Summe wäre also eine Prämie für die Ausschaltung eines lästigen Konkurrenten. Telekom-Sprecher Martin Bredl will laut einem Bericht nichts zur eventuellen tele.ring-Filetierung sagen, "solange sie auf Gerüchten basiert".

Das Angebot des Noch-Eigentümers Alltel sieht für tele.ring-Mitarbeiter eine Arbeitsplatzgarantie bis Jahresende vor. Wer bis dahin nicht von selbst das Unternehmen verlassen hat und vom neuen Eigentümer nicht weiter beschäftigt wird, bekommt eine Abfindung in Höhe von sechs Monatsgehältern. Nachdem tele.ring-Betriebsrat Adolf Beauvale von seinen Kollegen gestern noch mit Standing Ovations begrüßt wurde, ist die zunächst kampfeslustige Stimmung in der tele.ring-Belegschaft heute von Ernüchterung gekennzeichnet. Der Kampf um den Fortbestand des Unternehmens scheint verloren, auch wenn SPÖ und Grüne eine strenge kartellrechtliche Prüfung fordern. Sie befürchten neben Arbeitsplatzverlusten auch Preiserhöhungen infolge des reduzierten Wettbewerbs. Grüne und BZÖ kritisieren zudem erneut die niederösterreichische Sendeanlagenabgabe.

Johannes Hofmeister, Betriebsrat beim wahrscheinlichen tele.ring-Käufer T-Mobile Austria, gab sich heute gegenüber heise online optimistisch. T-Mobile-Mitarbeiter müssten nicht um ihren Job fürchten, er verhandle derzeit mit der Geschäftsführung über entsprechende Garantien. Die Firma sei "rank und schlank", infolge des im Februar erfolgten Personalabbaues gäbe es bereits jetzt Engpässe. "Und Sie glauben doch nicht, dass wir eine Million Kunden übernehmen können, ohne die Mitarbeiterzahl zu erhöhen, vor allem im Service-Bereich", sagte Hofmeister und betonte: "Wir haben einen Eigentümer, der seine soziale Verantwortung immer sehr ernst genommen hat." (Daniel AJ Sokolov) / (jk)