Tele.ring und T-Mobile wollen Kunden und Mitarbeiter beruhigen

"Ein größtmögliches Maß an Kontinuität" verspricht das Management nach der Unterzeichnung des Vertrags über den Kauf des österreichischen Mobilfunkbetreibers tele.ring durch die Deutsche Telekom.

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Nach der Unterzeichnung des Vertrages über den Kauf von tele.ring durch T-Mobile Austria möchten beide Firmen ihre Kunden beruhigen. Die Fusion der Unternehmen werde erst Anfang 2006 erfolgen, die Tarife "auf absehbare Zeit" nicht verändert, versprach T-Mobile-Chef Georg Pölzl heute, Mittwoch. Andernfalls hätten die Kunden ein Sonderkündigungsrecht, er wolle aber die tele.ring-Kunden halten. "Niemand kann in diesem Markt eine Garantie für immer geben", schränkte Pölzl ein. Bestehende tele.ring-Rufnummern bleiben auf Dauer unverändert. Auch tele.ring-CEO Michael Krammer sicherte in einer Aussendung Mitarbeitern, Kunden und Partnern "ein größtmögliches Maß an Kontinuität zu". Krammer dankte seinen Mitarbeitern, die "tele.ring zum erfolgreichsten Mobilfunkbetreiber in Österreich gemacht haben."

Tatsächlich hat tele.ring für das zweite Quartal erneut hervorragende Zahlen präsentiert. Die Mobilfunkkundenzahl konnte im Jahresabstand um 24,7 Prozent auf 968.243 gesteigert werden und dürfte inzwischen bei rund 985.000 liegen. Dazu kommen etwa 110.000 Festnetzkunden. Der Umsatz des ersten Halbjahres stieg um 8,7 Prozent auf 251,6 Millionen Euro, das EBITDA legte um 31 Prozent auf 80,2 Millionen zu. Dies entspricht einer EBITDA-Marge von 31,9 Prozent -- ein Wert, der nur von Marktführer Mobilkom Austria überboten werden dürfte. Der Konzern Deutsche Telekom wird morgen seine Halbjahresergebnisse bekannt geben. T-Mobile bezahlt für eine komplett schuldenfreie tele.ring 1,3 Milliarden Euro und profitiert zusätzlich von Verlustvorträgen im Barwert von zirka 150 Millionen Euro. Das Einsparungspotenzial durch Synergien wird offiziell auf 300 Millionen Euro geschätzt.

Die Übernahme bedarf jedoch einer Genehmigung durch die EU-Kommission, die die Prüfung auch an österreichische Behörden übertragen könnte. Die Verfahren werden einige Monate dauern, nur nach Erlass eines positiven Bescheids kann es zur rechtlichen Durchführung des Kaufs kommen. Bis dahin müssen beide Unternehmen getrennt und ohne gegenseitige Einflussnahme weiter arbeiten. Ob danach die Marke tele.ring erhalten bleibt, wollte Pölzl heute nicht verraten. Er wisse es noch nicht -- und selbst wenn er es wüsste, würde er es aus Wettbewerbsgründen nicht verraten. Tele.ring ist nach A1 die zweitstärkste Marke im Markt und eine der stärksten Marken Österreichs. Sie ist auch für viele Kunden und Mitarbeiter ein wesentliches Identifikationsmerkmal. Branchenbeobachter erwarten trotzdem nicht, dass T-Mobile auf Dauer eine Zweitmarke führt.

Die Zusammenführung der beiden Mobilfunknetze und die Integration des 5.300 Kilometer langen tele.ring-Glasfasernetzes werde "ein extrem komplizierter Vorgang. So etwas hat das Land noch nicht gesehen". Die technischen Details seien noch ungeklärt. Besondere Freude hat T-Mobile auch mit den Frequenznutzungsrechten von tele.ring. "Wir haben Frequenznotstände", betonte Pölzl. Insbesondere in Salzburg, Tirol und Vorarlberg kämen die zusätzlichen Frequenzen sehr gelegen, da es hier oft Interferenzen mit Netzen in Nachbarländer gäbe. Die schwierigste Aufgabe sei jedoch, "die Mitarbeiter zusammenzuführen, die bisher auf den Kampf, den Wettbewerb gegeneinander, ausgerichtet waren", führte der T-Mobile-Chef aus. "Ich rechne mit der festen Unterstützung aller Mitarbeiter beider Unternehmen."

Befürchtungen steigender Mobilfunkpreise teilt der Manager nicht. "Wie werden weiterhin sehr starken Wettbewerb haben", das Wettbewerbsniveau Österreichs werde (nach HHI) auf das Wettbewerbsniveau von Märkten wie Deutschland, Frankreich oder Spanien absinken. Auch der kolportierte Personalabbau von bis zu 1.000 Stellen sei "völliger Unsinn". Lediglich 10 bis 15 Prozent der gemeinsamen Belegschaft von gut 2.200 Vollzeitäquivalenten (1.650 T-Mobile, 576 tele.ring) würden wegfallen "Die Mobilfunksteuer ist eine wesentlich größere Gefährdung (für die Arbeitsplätze) als eine Fusion." Für die Lieferanten stelle sich die Fusion als Risiko und Chance gleichermaßen dar. Alle Partner beider Firmen würden auf den Prüfstand gestellt und erhielten so die Chance, Lieferanten des T-Mobile-Konzerns zu werden beziehungsweise zu bleiben.

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(Daniel AJ Sokolov) / (jk)