Tele2 übernimmt zweitgrößten österreichischen Festnetz-Anbieter

Durch den Zusammenschluss der UTA mit dem schwedischen Tele2-Konzern weht der Telekom Austria nun ein deutlich schärferer Wind ins Gesicht.

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Der schwedische Tele2-Konzern übernimmt Österreichs zweitgrößten Festnetz-Anbieter UTA für 213 Millionen Euro in bar. Dies wurde am heutigen Donnerstag in einer eilends einberufenen Pressekonferenz in Wien bekannt gegeben. Bislang gehörte die UTA der VTÖB (hält knapp 75 Prozent und gehört acht österreichischen Landesenergieversorgern) und der ECOT Internet-Holding (hält 25 Prozent plus eine Aktie und gehört drei Gesellschaften der Raiffeisen-Gruppe sowie der Uniqa-Versicherung). UTA und Tele2 kommen -- die ausstehende kartellrechtliche Genehmigung vorausgesetzt -- gemeinsam auf einen Umsatz von rund 360 Millionen Euro und haben nach Abzug von Überschneidungen rund eine Million Kunden. "Das wird einen sehr wettbewerbsintensivierenden Impuls geben", strahlte Norbert Wieser, Geschäftsführer von Tele2 Österreich. Auch UTA-Chef Günther Ofner freut sich: "Es ist auch aus Sicht der Mitarbeiter eine glückliche Situation. Es könnte einer der wenigen Zusammenschlüsse zweier Unternehmen sein, wo nicht der Mitarbeiterabbau eines der ersten Themen ist, über das gesprochen wird. Ich glaube, es werden alle, die an Bord sind, gebraucht."

Tatsächlich sind die Überschneidungen bei den Mitarbeitern gering: Tele2 hat in Österreich lediglich 28 Mitarbeiter, die UTA hingegen 461; beide Unternehmen haben ihre Callcenter ausgelagert. Tele2 ist am österreichischen Markt als Festnetz- und Mobilfunk-Anbieter im Privatkundensegment aktiv, verfügt im Gegensatz zur UTA aber kaum über eigene Infrastruktur. Der Kauf der UTA kann Tele2 also langfristig viel Geld sparen, weil mit den Energieversorgern im Land langjährige Nutzungsvereinbarungen über deren Leitungen getroffen wurden. Die UTA hat bisher rund zwei Drittel ihres Umsatzes mit Unternehmenskunden und im Carrier-Geschäft gemacht, wo die Marke auch mittelfristig erhalten bleiben könnte. Im Mobilfunkbereich nutzt Tele2mobil seit Anfang 2003 das Netz von One, noch in diesem Monat soll die eigene Vorwahl 0688 in Betrieb gehen. Die UTA war bereits mehrmals in finanziell unangenehmen Situationen, konnte aber 2003 erstmals ein positives EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von 0,2 Millionen Euro ausweisen. Im ersten Halbjahr 2004 verbesserte der Netzbetreiber den Vorsteuerertrag auf 5,5 Millionen Euro. In diesem Zeitraum belief sich der Umsatz auf 115,1 Millionen Euro, was in etwa dem Vorjahresumsatz von Tele2 Österreich entspricht. Im August war die UTA durch die Eigentümer weitgehend entschuldet worden.

Die Tageszeitung Kurier hatte in ihrer Montag-Ausgabe von Forderungen des Ex-Monopolisten Telekom Austria nach kartellrechtlichen oder regulatorischen Auflagen für den durch die Übernahme erstarkten Konkurrenten berichtet. Laut TA-Festnetzchef Rudolf Fischer erreichen Tele2 und UTA zusammen einen Marktanteil von über 30 Prozent -- nach telefonierten Minuten gerechnet. Ob sich die Behörden dieser Berechnungsmethode anschließen, oder doch eher Umsätze als Bewertungsmaßstab heranziehen werden, ist offen. Zudem verfügt die Telekom über erkleckliche Grundgebühren-Einnahmen, die Tele2 und UTA (noch) fast völlig fehlen. Der Festnetzbereich der Telekom erzielt dadurch sechsmal so viel Umsatz wie UTA und Tele2 zusammen. Und von deren Umsätzen fließt derzeit noch etwa die Hälfte an die TA als Nutzungsentgelt ihrer Leitungen. Zudem sollte das Ziel von Auflagen stets die Sicherstellung von Wettbewerb sein -- und genau der dürfte durch die Übernahme intensiver werden. (Daniel AJ Sokolov) / (pmz)