Telefonkonzern Telefonica auf Expansionskurs

Die spanische Telefonica übernimmt Telefongesellschaften in Argentinien und Brasilien und baut damit ihre Stellung im lateinamerikanischen Markt aus.

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Von
  • Christian Rabanus

Etwas abseits von den großen Märkten Europa und USA baut sich die spanische Telefongesellschaft Telefonica langsam ein riesiges Imperium auf. Der jüngste Deal hat den Einfluss von Telefonica auf dem lateinamerikanischen Markt deutlich gestärkt: Per Aktientausch haben die Spanier jetzt die argentinische Telefongesellschaft Telefonica de Argentinia zu 96 Prozent, die brasilianische Festnetzgesellschaft Telesp zu 87,5 Prozent und den brasilianischen Mobilfunkanbieter Tele Sudeste Celular zu 89,3 Prozent unter ihre Kontrolle gebracht. Der Aktientausch wurde im Zuge einer Kapitalerhöhung durchgeführt, nach der Telefonica an den Börsen jetzt rund 14 Milliarden Euro schwerer wiegt. Das Tauschangebot für die Telefonica del Peru gilt noch bis zum 5. Juli.

Nach eigenen Angaben ist Telefonica mit rund 25 Milliarden Euro derzeit der größte individuelle Investor in Lateinamerika, die jetzt durchgeführten Geschäfte sind die größten Kapitalmarkttransaktionen auf dem lateinamerikanischen Markt.

Mit derzeit rund 62 Millionen Kunden in den Bereichen Festnetz, Mobilfunk und Pay-TV gehört der spanische Telekommunikationskonzern zu den größten der Welt und ist der Marktführer in den spanisch- und portugiesischsprachigen Ländern. Im Geschäftsjahr 1999 erwirtschaftete der Konzern in 25 Staaten in Europa, Amerika und Afrika rund 23 Milliarden Euro und machte dabei einen Netto-Gewinn von 1,8 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2000 konnte der Gewinn aber schon wieder um 34,2 Prozent gegenüber dem Vergleichsquartal im Vorjahr auf 345 Millionen Euro gesteigert werden.

Zwar scheiterte im Mai die Fusion mit dem niederländischen Telekom-Konzern KPN, aber mit dem Erwerb des niederländischen Medienunternehmens Endemol Mitte März, der Fusion der Telefonica-Tochter Terra mit dem amerikanischen Internet-Portal Lycos und dem Kooperationsabkommen mit dem deutschen Mediengiganten Bertelsmann kann Telefonica-Chef Juan Villalonga auf eine erfolgreiche Expansionspolitik verweisen. Telefonica ist einer der wenigen europäischen Telekommunikationskonzerne, die einen nennenswerten Teil ihre Umsatzes im Ausland erwirtschaften. Im Geschäftsjahr 1999 waren es bei den Spaniern immerhin 27 Prozent – um sich im Zeitalter der Globalisierung zu behaupten, geht ohne eine solche Dezentralisierung des Umsatzes nichts mehr.

Für Villalonga sind die Erfolge mit Telefonica auch persönlich außerordentlich wichtig: In letzter Zeit wackelte sein Chef-Sessel immer wieder. Die gescheiterte Fusion mit KPN konnte er mit dem Lycos-Deal ausbügeln, die Negativschlagzeilen über verbotene Insinder-Geschäfte, mit denen er in letzter Zeit von sich Reden macht, wird er jetzt wohl mit den gelungenen Geschäften in Lateinamerika zumindest vorübergehend vergessen machen können. (chr)