Telekom-Chef Obermann macht bei Auslandsexpansion Dampf

"Wenn sich die richtige Gelegenheit zum geeigneten Zeitpunkt bietet, dann werden wir sie auch zukünftig beim Schopfe packen", sagte René Obermann heute auf der Hauptversammlung seines Konzerns in Köln.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Eigentlich ist dieser Beteiligungserwerb für die Deutsche Telekom nur ein kleiner Schritt – der Einstieg bei der griechischen Telefongesellschaft OTE. Doch Telekom-Chef René Obermann lässt keinen Zweifel aufkommen, wohin die Reise gehen soll. "Wenn sich die richtige Gelegenheit zum geeigneten Zeitpunkt bietet, dann werden wir sie auch zukünftig beim Schopfe packen", sagte er heute auf der Hauptversammlung in Köln. Eineinhalb Jahre nach seinem Amtsantritt, nach einer grundlegenden Neuausrichtung des Konzerns und der Stabilisierung des schwächelnden Inlandsgeschäftes macht der Troubleshooter der Telekom bei der Auslandsexpansion Dampf.

Tatsächlich hatte der rosa Riese, anders als seine großen europäische Konkurrenten wie Telefónica und France Télécom, bei der Konsolidierung der Märkte in den vergangenen Jahren eine Verschnaufpause eingelegt. Aus gutem Grund: Durch zum Teil überteuerte Zukäufe hatte sich bei der Telekom ein riesiger Schuldenberg aufgetürmt. Die vielfach als sicheres Rentenpapier gepriesene T-Aktie stürzte ab und wurde zu einem Zockerpapier. Zugleich geriet das Unternehmen im Inland durch den verschärften Wettbewerb im Festnetz unter Druck. Ein wichtiges Kerngeschäft drohte wegzubrechen.

Obermann und seine Vorstandskollegen steuerten gegen – unter anderem mit einem harten Stellenab- und Personalumbau, zum Teil auch gegen heftigen Widerstand der Gewerkschaften. Obwohl die Telekom bei den klassischen Festnetzanschlüssen auch heute noch Boden verliert, gelang es der Festnetztochter T-Home, im zukunftsweisenden Breitbandgeschäft wieder zu punkten. Doch die Erfolge im Inland seien die eine Seite der Medaille, sagten Kritiker. Obermann habe beim Ausbau der Auslandsgeschäfte den Anschluss verpasst.

"Sie sitzen wie ein Kaninchen vor der Schlange und warten, was passiert", warf Hans-Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) dem Telekom-Chef vor. Den Aktionärsschützer schmerzt, dass die T-Aktie einfach nicht abhebt und seit Jahren unter ihrem Ausgabekurs (14,32 Euro) beim Börsengang von 1996 dahindümpelt. Wachstumsfantasien fehlen, sagen Analysten. Zwar ist die gesamte Branche betroffen, doch bei der T-Aktie scheint dies besonders stark ausgeprägt.

Dabei hat Obermann sein Schicksal als Vorstandsvorsitzender auch mit der weiteren Entwicklung der T-Aktie verknüpft und will jetzt durch eine verstärkte Auslandsoffensive dem Papier neues Leben einhauchen. Mit der Neuausrichtung des Unternehmens seien die Grundlagen für eine verbesserte Kursentwicklung gelegt, sagt er. Den Einstieg bei der griechischen Telefongesellschaft OTE umschreibt Obermann unterdessen als Fortsetzung der "disziplinierten Internationalisierungsstrategie" des Unternehmens. Niemand in der Branche könne eine solche Bilanz vorweisen, insgesamt 12 Milliarden Euro habe die Telekom in den vergangenen zwölf Monaten für Zukäufe ausgeben.

Doch Börsianer und Anleger warten auf den großen Sprung. Die Telekom werde sich an keinem Bieterwettbewerb beteiligen, der jede Wertsteigerung zunichte machte, wiegelt Obermann ab. Zu Gerüchten über angebliche Pläne, die Telekom prüfe in den USA die Übernahme des drittgrößten Anbieters Sprint Nextel, äußerte er sich weiterhin nicht. Mit einer Übernahme könnte die Tochterfirma T-Mobile USA auf einen Schlag zum Marktführer aufsteigen. Doch Skeptiker warnen vor allem wegen der unterschiedlichen Technik der Netze vor einem solchen Schritt. Auch an der Börse kamen diese Spekulationen nicht gut an.

Als ein möglicher Partner der Telekom ist inzwischen wieder die France Télécom gerückt. Presseberichten zufolge soll sich der Bund, mit 32 Prozent direkt und indirekt größter Anteilseigner des Bonner Unternehmens, für einen solchen Zusammenschluss stark machen. Beide Konzerne waren bereits in den 90er-Jahren über die Allianz Global One enger verbunden, bevor die Partnerschaft 1999 durch die Fusionspläne der Telekom mit Telecom Italia zerbrach. (Peter Lessmann, dpa) / (anw)