Telekom-Pläne stoßen auf Widerstand

Die Pläne der Deutschen Telekom, amerikanische Telekom-Konzerne aufzukaufen, stoßen auf Widerstand.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Pläne der Deutschen Telekom, amerikanische Telekom-Konzerne aufzukaufen, stoßen auf Widerstand. Nach diversen Zeitungsberichten will die Telekom das amerikanische Unternehmen Qwest, viertgrößter Carrier in den USA, für rund 60 Milliarden US-Dollar kaufen. Die Firma ist allerdings gerade dabei, die Fusion mit dem regionalen US-Anbieter US West zu vollziehen -- eine Fusion, die selbst einen Marktwert von rund 50 Milliarden US-Dollar hat.

US West ist nun mit den Gesprächen, die Telekom-Chef Ron Sommer angeblich schon mit dem Qwest-Vorstand über einen Zusammenschluss geführt hat, gar nicht einverstanden. Nach Berichten der New York Times und des Wall Street Journal droht die Firma mit einer Millionen-Klage, sollte der Zusammenschluss zwischen den beiden amerikanischen Konzernen nicht zu Stande kommen. Die Gespräche zwischen Qwest und Deutscher Telekom verletzten eindeutig die Fusionsvereinbarungen zwischen den beiden Unternehmen, soll der Vorstand von US West an Qwest geschrieben haben. US West wolle weiterhin an der Fusionsvereinbarung festhalten und Qwest auf 800 Millionen US-Dollar verklagen, wenn der Zusammenschluss scheitere. Dieser Betrag war in der Vereinbarung zwischen den beiden Konzernen festgelegt worden, sollte einer der beiden Partner von dem Vertrag zurücktreten.

Die New York Times will nun erfahren haben, dass angesichts dieser Auseinandersetzungen das Interesse der Deutschen Telekom an Qwest schwinde. Zwar benötigt der deutsche Telekom-Konzern dringend internationale Partner, um angesichts der Globalisierung der Telefon-Märkte mithalten zu können. Inzwischen sei sich die Telekom aber der Schwierigkeiten bewusst geworden, die eine Übernahme von Qwest mit sich bringen würde. Der Widerstand von US West gegen eine Übernahme durch die Deutschen und die Auseinandersetzungen zwischen den beiden potenziellen US-Partnern lassen eine Übernahme von Qwest inzwischen zumindest als problematisch erscheinen. Daher soll die Telekom die Verhandlungen mit dem globalen Netzbetreiber Global Crossing wiederbelebt haben.

Branchenexperten raten der Telekom sowieso von einer Qwest-Übernahme ab und empfehlen stattdessen Verhandlungen mit Global Crossing oder dem britischen Konzern Cable & Wireless. Global Crossing betreibt ein weltumspannendes Glasfasernetz einschließlich unterseeischer Transatlantik-Leitungen. Cable & Wirless ist die zweitgrößte Telefongesellschaft in Großbritannien und einer der größten Internet-Carrier in den USA. Mit jedem der beiden Unternehmen bekomme die Telekom einen furiosen Einstieg in den globalen Markt, während die Übernahme von Qwest ihr nur eine US-Telefongesellschaft verschaffe, erklärten Analysten. Zudem würde der Kauf von Qwest angesichts deren Fusion mit US West bedeuten, dass sich die Telekom mit den Unwägbarkeiten der US-Regulierung für regionale Carrier auseinander setzen müsse. Die Börsianer erwarten, dass die Telekom innerhalb der nächsten Tage oder Wochen eine Entscheidung bekannt gibt, welches Unternehmen nun tatsächlich gekauft werden soll. (jk)