Telekom im Kaufrausch

Nach US-Berichten will die Deutsche Telekom die amerikanischen Konzerne Qwest, US West und Global Crossing übernehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Nach amerikanischen Berichten hat die Deutsche Telekom Interesse an drei US-Gesellschaften: Qwest, US West und Global Crossing. Während Qwest der viertgrößte nationale Carrier in den USA ist, handelt es sich bei US West um einen regionalen Telefonkonzern. Global Crossing betreibt ein globales Glasfasernetz, zu dem unter anderem Transatlantik-Verbindungen zwischen Europa und den USA sowie Netze in einzelnen Ländern und Kontinenten gehören. Bis zum Ende des Jahres will die Firma den weltweiten Ausbau abgeschlossen haben.

Qwest und US West sind eigentlich gerade dabei, den Zusammenschluss der beiden Firmen zu vollziehen. Die Transaktion mit einem Wert von 50 Milliarden US-Dollar soll nun aber nach Berichten des Wall Street Journal durch ein Angebot der Deutschen Telekom in Gefahr geraten: Manager von Qwest hätten bereits Gespräche mit der Telekom über eine Fusion geführt, ohne den eigentlichen neuen Partner US West zu informieren. Die Telekom hat laut dem Blatt zwischen 53 und rund 65 Milliarden US-Dollar für Qwest geboten. Für beide US-Firmen zusammen wären wohl zwischen 80 und 110 Milliarden US-Dollar fällig, geht man vom momentanen Börsenwert aus. Telekom-Chef Ron Sommer soll Qwest und US West aufgefordert haben, ihre Differenzen über einen möglichen Zusammenschluss einer oder beider Firmen mit der Telekom beizulegen, bevor die Fusionsgespräche weiter vorangingen. Es wird erwartet, dass weitere Maßnahmen und Verhandlungen in drei bis vier Wochen folgen. Die Gespräche mit Global Crossing dagegen hat die Deutsche Telekom vor einigen Wochen aufgenommen. Dieses Unternehmen hat momentan einen Börsenwert von rund 44 Milliarden US-Dollar.

Die Börsianer zeigten sich jedenfalls schon beeindruckt von den Übernahmegerüchten. Die Aktie der Telekom erreichte am Freitagmorgen in Frankfurt mit 104,20 Euro einen neuen Rekord. Nach leichten Rückgängen konnte sie am frühen Nachmittag aber insgesamt immer noch einen einem Zuwachs um 2,3 Prozent auf 101,70 Euro verbuchen. Weder Manager von US West noch von Qwest wollten allerdings zu den Telekom-Berichten Stellung nehmen. Vertreter von Global Crossing erklärten, zum jetzigen Zeitpunkt seien noch keine weiteren Gespräche über eine mögliche Fusion vereinbart. Die Deutsche Telekom verweigert momentan zu allen drei Fusionsgerüchten jeden Kommentar: Man äußere sich nicht zu den Berichten und Spekulationen.

Die Deutsche Telekom war in den letzten Monaten in die Kritik geraten, da sie bei der Globalisierung der Telekommunikationsmärkte ins Hintertreffen gerate. Nachdem MCI Worldcom die drittgrößte amerikanische Telefongesellschaft Sprint übernommen hatte, war auch das Gemeinschaftsunternehmen Global One, das die Telekom zusammen mit France Telecom und Sprint betrieb, in die Diskussion geraten. Der Rückzug der Telekom und die vollständige Übernahmen von Global One durch France Telecom ließ den deutschen Telekommunikationskonzern schließlich ohne größere Beteiligungen am amerikanischen und globalen Markt zurück, spülte aber rund 5,5 Milliarden Mark in die Kassen der Telekom. Mit der Übernahme von Qwest, US West oder Global Crossing hätte die Telekom den Kritikern an der fehlenden Internationalisierungsstrategie endlich mehr als nur markige Ankündigungen Ron Sommers entgegenzusetzen, man werde weltweit investieren. (jk)