Telekom-Streik soll Geschäftskunden treffen

Privatkunden klammere ver.di bewusst von Streikmaßnahmen aus, "um die Solidarität der Bevölkerung mit uns nicht aufs Spiel zu setzen", sagte der Leiter der ver.di-Abteilung Arbeitskampf, Ado Wilhelm.

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  • dpa

Der von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di geplante Streik bei der Deutschen Telekom soll vor allem Geschäftskunden treffen. Das sagte der Leiter der Abteilung Arbeitskampf, Ado Wilhelm, dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Die Gewerkschaft plane "keinen wilden Rundumschlag", sondern wolle "empfindliche Prestigeprojekte" der Konzerntochter T-Systems " zeitweise lahm legen". Damit müssten große Versicherungen, Banken oder Industriebetriebe von der kommenden Woche an mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten rechnen. Privatkunden hingegen klammere ver.di bewusst aus, "um die Solidarität der Bevölkerung mit uns nicht aufs Spiel zu setzen", sagt Wilhelm.

ver.di wolle zudem nicht ausschließen, dass die Kommunikationsinfrastruktur des G-8-Gipfels Anfang Juni in Heiligendamm bestreikt wird, obwohl die Telekom offenbar im Vorfeld darum gebeten hat, dies zu unterlassen. "Der Konzern fürchtet natürlich um sein internationales Ansehen", sagt Wilhelm. "Doch das ist nicht unser Problem." Während der drei Tage andauernden Urabstimmung über den Streik will ver.di insgesamt 30.000 Mitarbeiter zum Warnstreik aufrufen. Das Ergebnis der Urabstimmung soll am kommenden Donnerstag unmittelbar im Anschluss an die Bekanntgabe der Telekom- Quartalszahlen verkündet werden.

Die Telekom will in einem größeren Konzernumbau 50.000 Beschäftigte in Service-Gesellschaften auslagern, wo sie neun Prozent weniger Gehalt beziehen und 38 statt 34 Wochenstunden arbeiten sollen. Die Verhandlungen zwischen ver.di und dem Telekom-Management über die Auslagerung waren in der vergangenen Woche abgebrochen worden. In fünf Verhandlungsrunden hatten die Tarifparteien vergeblich um einen Kompromiss gerungen, bevor ver.di das nachgebesserte Angebot vom kommissarischen Personalvorstand Karl-Gerhard Eick ablehnte.

Am Freitag stimmte die Große Tarifkommission der Gewerkschaft einer Urabstimmung zu, die Anfang kommender Woche anlaufen soll. "Wir sind sicher, dass wir die nötige Mehrheit von 75 Prozent erhalten werden", sagte ver.di-Vorstand Lothar Schröder. Dann ist der Weg frei für den ersten Arbeitskampf bei der Deutschen Telekom seit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft vor zwölf Jahren. Für Schröder ist ein Gehaltsverzicht undenkbar. Zudem verweist er auf die "Rekord-Dividende" von 0,72 Euro, die die Aktionäre trotz der Ergebniserosion erhalten haben. (dpa) / (jk)