Telekom-Vorstand Tenzer soll Ron Sommer ablösen

Nach zahlreichen Spekulationen scheinen die Tage von Ron Sommer an der Spitze der Deutschen Telekom nun gezählt zu sein.

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  • dpa

Nach vielen Spekulationen scheinen die Tage von Ron Sommer an der Spitze der Deutschen Telekom nun gezählt zu sein. Nach übereinstimmenden Medienberichten vom Samstag hat sich der Konzern-Aufsichtsrat hinter den Kulissen auf den Technik-Vorstand Gerd Tenzer als Nachfolger geeinigt. Der 59-Jährige sei der Wunschkandidat von Arbeitnehmervertretern und der Bundesregierung, hieß es. SPD-Mitglied Tenzer soll nach diesen Berichten am nächsten Dienstag in der Sondersitzung des Aufsichtsrats in Bonn gewählt werden.

Sommer jedoch will von seinem Amt nach wie vor nicht zurücktreten. Er lasse sich nicht auf Grund von Gerüchten und Spekulationen zu diesem Schritt drängen, verlautete aus Unternehmenskreisen. Nach Berichten der Nachrichtenmagazine Focus und Spiegel einigte sich das Aufsichtsrats-Präsidium am Freitagabend auf den Kompromisskandidaten Tenzer. Wie Focus weiter berichtete, soll Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick bei der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Dienstag zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden bestellt und damit aufgewertet werden. Dies ließ Eick über einen Telekomsprecher umgehend dementieren. Er stehe nicht für eine Doppelspitze zur Verfügung.

Der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Michael Glos, nannte eine Entscheidung für Tenzer falsch. "Die Aktionäre müssen den Eindruck haben, dass es in allererster Linie darum geht, einen verdienten Genossen zu versorgen", sagte Glos in Berlin. Eine Politisierung der Telekom wecke auch bei internationalen Großanlegern kein zusätzliches Vertrauen. Letztlich sei es die Entscheidung "eines nervös gewordenen Bundeskanzlers", meinte der CSU-Politiker.

Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) bezeichnete den Manager und ehemaligen Referatsleiter im damaligen Bundespostministerium als Verlegenheitskandidaten. "Ich weiß nicht, ob er der richtige Mann ist. Die hoch verschuldete Telekom bräuchte einen Sanierer, einen echten Finanzexperten", sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker der dpa.

Die für eine Ablösung Sommers notwendige Zweidrittelmehrheit will sich der Bund laut Spiegel durch ein Zugeständnis an die Gewerkschaften sichern. "Die Mehrheit steht", erklärte ein hoher Regierungsbeamter dem Hamburger Magazin. Nur mit Tenzer wolle die Arbeitnehmerseite dem Wechsel an der Spitze von Europas größtem Telefonkommunikationskonzern zustimmen.

Die Gewerkschafter hätten Aufsichtsrats-Chef Hans-Dietrich Winkhaus, der die Anteilseigner vertritt, vor die Alternative "Tenzer oder keiner" gestellt. "Auch wir unterstützen diesen Kandidaten", erklärte ein Vertreter der Bundesregierung dem Spiegel. Die Übergangszeit solle für ein "geordnetes Personalfindungsverfahren" genutzt werden.

Telekom-Chef Sommer hält informierten Kreisen zufolge seine Unternehmensstrategie nach wie vor für richtig und wartet ab, mit welcher Begründung ihn der Aufsichtsrat am Dienstag ablösen will. Die Bundesregierung drängt seit Tagen auf den Abgang des umstrittenen Managers. Ihm werden der Kursverlust der T-Aktie und die hohe Verschuldung der Telekom angelastet.

Der frühere SPD-Bundespolitiker Peter Glotz kritisierte, der Bund, der 43 Prozent der Telekom-Anteile hält, hätte auf die Vorwürfe der Opposition "nicht wahlkampfmäßig reagieren" dürfen. "Die Telekom ist ein Schiff in einem schweren Sturm. In einer solchen Notlage wirft man in der Seefahrt nicht den Kapitän über Bord", sagte Glotz der Bild am Sonntag. Die Bundesregierung habe die Ablösung Sommers, "schlecht, fragwürdig, nicht professionell betrieben", sagte Glotz Radio Bremen. (dpa) / (mur)