Telekom funkt mit ersten "5G-Antennen" in Berlin
Mit einem Vorstandard für 5G hat die Deutsche Telekom in Berlin vier Funkzellen in Betrieb genommen, um die nächste Mobilfunkgeneration greifbar zu machen. Erreicht werden sollen am Endgerät Übertragungsraten von 2 GBit/s.
Die Deutsche Telekom testet eine Vorversion des künftigen Mobilfunkstandards 5G in Berlin. Sie hat dafür vier Antennen des chinesischen Netzwerkausrüsters Huawei an drei Standorten im Stadtteil Schöneberg aufgestellt. Zwei Zellen befinden sich in der Winterfeldtstraße unweit des Nollendorfplatzes, die anderen beiden in der Martin-Luther-Straße und der Pohlstraße. Das Mini-Netz schafft nach Angaben des Bonner Konzerns "Rekord-Übertragungsraten" von 2 GBit/s auf einem einzelnen Endgerät, die Signlallaufzeit (Latenz) soll bei drei Millisekunden liegen.
Standard noch nicht fertig
Für den 5G-Livebetrieb nutzt der Betreiber das Frequenzspektrum bei 3,7 Gigahertz. Technisch kommt ein "5G-Vorstandard" zum Einsatz, da die Spezifikation für die nächste Netzgeneration noch nicht fertig ist. Man orientiere sich für das Projekt "sehr eng" am aktuellen Entwurf des Standardisierungsgremiums 3GPP für "5G New Radio", heißt es bei dem Unternehmen. Die Spezifikationen des genutzten Systems würden voraussichtlich im Dezember 2017 von der Institution offiziell veröffentlicht.
"Statt im Labor zeigen wir hier in Berlin 5G live mitten in der Stadt", erklärte Claudia Nemat, Vorstandsmitglied Technologie und Innovation der Telekom, am Donnerstag in Berlin. Dies sei "ein ganz entscheidender Entwicklungsschritt auf dem Weg zum weltweiten Start von 5G, der für 2020 geplant ist". Die Leistungsfähigkeit des Netzes will der Konzern mit ersten 5G-Anwendungsideen etwa in den Bereichen Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) sowie mit ultrahochauflösenden Videodaten demonstrieren. Dabei spielt der Transport großer Datenmengen, der Austausch von Infos in Echtzeit und die hohe Zuverlässigkeit eine besonders wichtige Rolle.
Augmented Carrera-Bahn
Konkret lassen sich diese Fähigkeiten etwa an einer AR-Anwendung für eine Carrera-Bahn ausprobieren. Dabei soll das rudimentäre 5G-Netzwerk zusätzliche Informationen rund um das Autorennen in Echtzeit wie Anzeigen zur Navigation und der eigenen Positionierung im Rennen sowie weitere interaktive Funktionen auf eine Datenbrille liefern. Um die Entwicklung neuer Anwendungen für 5G weiter voranzutreiben, hat die Telekom entsprechende Programme in ihren Gründerzentren in Berlin und Krakau ausgelobt. Den Einsatz von 5G für die Industrie will sie etwa im Hamburger Hafen testen. Hier geht es vor allem um den Transfer von Verkehrsleitdaten, die zuverlässige Steuerung der Lichtsignalanlagen per Funk oder Umweltmessungen.
In Brüssel hat derweil der chinesische Netzwerkausrüster ZTE gemeinsam mit dem belgischen Provider Telenet und dem US-Kabelgiganten Liberty schon vorige Woche ein Innovationszentrum eröffnet, um ebenfalls Tests rund um 5G durchzuführen. Die neuesten einschlägigen Netzkomponenten und Antennen seien dafür bereits installiert worden, berichtete der Konzern. Die Vorfreude der Verbraucher auf den neuen Standard und die damit verknüpften Möglichkeiten hält sich laut einer aktuellen Umfrage aber noch in engen Grenzen. (vbr)