Telekom geht per Anwalt gegen Aufsichtsrat Walter vor

Walter wird verdächtigt, in der Diskussion um die Zukunft von Telekom-Chef Ron Sommer "geschäftsschädigende Spekulationen" an Medien und die Bundesregierung gestreut zu haben.

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  • dpa

Die Deutsche Telekom geht juristisch gegen ihr Aufsichtsratsmitglied Bernhard Walter vor. Der frühere Chef der Dresdner Bank sei am Donnerstag von den Anwälten des Unternehmens ultimativ aufgefordert worden, eine Ehrenerklärung abzugeben, erfuhr die dpa aus Unternehmenskreisen. Walter werde verdächtigt, in der Diskussion um die Zukunft von Telekom-Chef Ron Sommer "geschäftsschädigende Spekulationen" an Medien und die Bundesregierung gestreut zu haben. Walter müsse klarstellen, dass er derartige Aussagen nicht gemacht habe, hieß es weiter.

Im Poker um einen Nachfolger von Ron Sommer hat die Bundesregierung dem zerstrittenen Aufsichtsrat noch keinen Kompromisskandidaten präsentiert. Das erfuhr dpa am Donnerstag aus informierten Kreisen in Berlin. Sommer könne sich weiter vor allem auf die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium stützen. Wie es weiter hieß, soll der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Manfred Overhaus, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit im 20-köpfigen Aufsichtsrat für einen Wechsel an der Telekom-Spitze organisieren. Bundeskanzler Gerhard Schröder sucht nach einem Bericht des Handelsblatts weiter nach einem Sommer-Nachfolger.

Ein Regierungssprecher wollte keine Stellungnahme zu dem Bericht abgeben. An den Spekulationen beteilige sich die Regierung nicht. Der Staat hält noch 43 Prozent der Telekom-Aktien und ist damit der größte Telekom-Aktionär. Als Favorit für die Nachfolge gelte der DaimlerChrysler-Manager Klaus Mangold, schreibt das Handelsblatt weiter. Ein DaimlerChrysler-Sprecher sagte: "Mangold steht für diese Aufgabe nicht zur Verfügung."

Wie Sommer wehrte sich auch der Aufsichtsratsvorsitzende, Hans-Dietrich Winkhaus, gegen Einflussnahme aus der Politik. Winkhaus zählt in dem Gremium nach Informationen aus dem Unternehmen zu der Gruppe, die eine Ablösung Sommers befürwortet. Winkhaus sagte dem DeutschlandRadio Berlin, das Gremium brauche keine Ermahnungen und Hinweise aus der Politik. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er: "Führungsentscheidungen müssen unabhängig von Wahlterminen getroffen werden."

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement lobte die Arbeit von Ron Sommer. Er habe vor seinen Leistungen "höchsten Respekt", sagte Clement in Bonn. Die bayerische Staatsregierung warf der Bundesregierung "schwere Fehlentscheidungen" bei der Telekom vor. Staatskanzleichef Erwin Huber sagte der dpa, die Regierung habe als Hauptgesellschafterin der Telekom die Kleinaktionäre geschädigt.

Die bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die über 12 Prozent der Telekom-Anteile hält, wies in Frankfurt Gerüchte zurück, die Bank habe kürzlich Aktienverleihgeschäfte mit den von ihr gehaltenen T-Aktien getätigt. KfW-Vorstandssprecher Hans Reich sitzt im Telekom-Aufsichtsrat.

Nach dpa-Informationen ist der Aufsichtsrat am stärksten über Pläne aus der Politik beunruhigt, zum Schuldenabbau Teile von Telekom-Töchtern zu verkaufen. Das Tafelsilber des Unternehmens dürfe nicht verschleudert werden, war aus dem Telekom-Umfeld zu hören. Auch wachse die Sorge ausländischer Investoren um die Unabhängigkeit von Europas größtem Telekommunikationsunternehmen.

Zu der Auseinandersetzung um Ron Sommer und den weiteren Kurs bei der Deutschen Telekom siehe auch:

(dpa) / (anw)