Telekom macht Ernst mit Schuldenabbau

Entschuldung und Wachstum hatte sich Kai-Uwe Ricke zum Amtsantritt als Telekom-Chef Mitte November als die wichtigsten Ziele auf die Fahnen geschrieben.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Gut zwei Wochen nach seiner Berufung an die Konzernspitze macht Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke ernst mit dem Abbau der Schulden. Binnen weniger Stunden verkaufte der Bonner Riese am heutigen Montag ein Paket von 100 Millionen T-Online-Aktien an institutionelle Anleger. Durch den "kleinen Börsengang" zogen die Kurse der T-Aktie und T-Online-Aktie kräftig an. Im Handumdrehen nahm die Telekom rund 610 Millionen Euro ein.

Entschuldung und Wachstum hatte sich Ricke zum Amtsantritt Mitte November als die wichtigsten Ziele auf die Fahnen geschrieben. Und er fackelte nicht lange: Zunächst krempelte Ricke den Vorstand um. Die Vorstandschefs der Töchter sind bis auf eine Ausnahme (T-Systems) im Vorstand vertreten, andere mussten den Hut nehmen. Neue Akzente setzt er jetzt beim Schuldenabbau: Die Telekom versilbert ein T-Online-Aktienpaket von rund 10 Prozent und erlöst dringend benötige Mittel für den Schuldenabbau des Konzerns.

Die gebeutelten T-Aktionäre danken es dem neuen Chef: Unter den DAX-Werten gehörte die T-Aktie am Montag bis zum Nachmittag zu den klaren Gewinnern. Das Papier lag rund 6,5 Prozent im Plus und übertraf wieder die 13 Euro-Marke. Börsianer begrüßten den Verkauf des Aktienpakets. "Es kommt wieder Geld in die Konzernkasse", sagte ein Analyst. Und ein Händler kommentierte: "Der Verkauf ist endlich mal wieder eine positive Nachricht für die T-Aktie"

Auch der T-Online-Aktie tat der Verkauf gut: Der Kurs des Papiers ging im Zuge des angekündigten Anteilverkaufs in den Steilflug über und schrammt die 7 Euro-Marke. Am Nachmittag lag die Aktie mit einem Kurs von 6,83 Euro noch gut 10,50 Prozent im Plus.

Durch den Verkauf werden die Aktionärsbasis bei T-Online, mit 11,8 Millionen Teilnehmern der größte Internetanbieter Europas, und die Liquidität der Aktie erhöht. Mit der weiteren Abgabe von Aktien reduziert sich der Anteil der Telekom an seiner Tochterfirma auf 73,5 Prozent, ohne die Mehrzuteilungsoption (green shoe) von 20 Millionen Aktien.

Bislang lag der Streubesitz bei gut 10 Prozent. Weitere Anteile an T-Online halten die französische Lagadère-Gruppe (5,7 Prozent) und die Atlas Vermögensgesellschaft (2,0 Prozent). Mit dem Verkauf erhöhe sich jetzt der Streubesitz auf gut 18 Prozent, teilt die Telekom mit.

Die Platzierung des Aktienpakets bedeutet für den Bonner Riesen und den neuen Vorstandschef indes nicht der Beginn des Ausverkaufs: "Die Deutsche Telekom wird weiterhin eine Mehrheitsbeteiligung von mindestens 51 Prozent halten".

Gegenwärtig steht der Konzern mit 64 Milliarden Euro bei seinen Geldgebern in der Kreide. Bis Ende 2003 sollen die Verbindlichkeiten auf 50 Milliarden Euro gedrückt werden. Weitere Milliarden will der Vorstand unter anderem durch Stellenabbau, niedrigere Investitionen und den Verkauf von Immobilien sparen. Als nächster Schritt steht der Verkauf des TV- Kabelnetzes an. (Peter Lessmann, dpa)/ (tol)