Telekom nimmt neuen Anlauf in Italien

Nach ihrem Ausstieg aus der italienischen Mobilfunkfirma Wind plant die Deutsche Telekom ihren Wiedereinstieg in den italienischen Markt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach ihrem Ausstieg aus der italienischen Mobilfunkfirma Wind erwägt die Deutsche Telekom anscheinend ihren Wiedereinstieg in den italienischen Markt über die sardische Firma Tiscali. Dabei könnte ihr einer der Tiscali-Chefs, Franco Bernabe, helfen, der bereits als Chef der Telecom Italia eine – dann gescheiterte – Fusion mit dem deutschen Telefonkonzern angestrebt hatte. Die Telekom könne gemeinsam mit Tiscali für eine UMTS-Mobilfunklizenz bieten, berichtet die Wirtschaftsnachrichten-Agentur Bloomberg am Samstag unter Berufung auf Analysten. Ohne italienischen Partner dürfte es der Telekom um einiges schwerer Fallen, eine UMTS-Lizenz in Italien zu ergattern – und das südeuropäische Land zählt zu einem der wichtigsten Märkte, wenn es um Mobilfunk geht.

Tiscali besitzt 58 Prozent der Anteile an der Gesellschaft Andala, die Ende Oktober für eine italienische UMTS-Lizenz bieten will. Tiscali könnte als drittgrößter Internet-Provider Italiens in eine Ehe mit der Telekom 1,7 Millionen Internet-Kunden einbringen. Die Gesellschaft strebt als Ziel für das Jahr 2000 drei Millionen Kunden an. Tiscali ist inzwischen als Internet-Provider in einigen europäischen Ländern vertreten, darunter in Deutschland. Hier zu Lande könnte die Tochter Tiscalinet GmbH, nach der Übernahme von Nikoma als eigenständiger Internet-Provider aktiv, über 237.000 Kunden in eine Ehe mit der Telekom einbringen.

Mit ihrem erzwungenen Rückzug aus dem Joint Venture Wind, dem drittgrößten italienischen Mobilfunkanbieter, verlor die Telekom ihre Stellung auf dem größten europäischen Handymarkt. Das Joint Venture Wind wurde im Dezember 1997 ins Leben gerufen; allerdings war die Atmosphäre zwischen den Gesellschaftern seit dem gescheiterten Fusionsversuch der Deutschen Telekom mit der Telecom Italia empfindlich gestört. Die Telekom hatte sich durch diese Tändelei mit der Telecom Italia Schadensersatzklagen in Milliardenhöhe von France Telecom und dem Stromkonzern Enel eingehandelt, den beiden anderen Partnern bei Wind. Diese sind jetzt vom Tisch: Die Vereinbarung zwischen Deutscher Telekom, France Telecom und Enel sieht die Erledigung aller anhängiger Gerichtsverfahren und die Rücknahme aller geltend gemachten Schadensersatzansprüche vor.

Die Telekom kann durch den Ausstieg bei Wind allerdings 2,3 Milliarden Euro Einnahmen verbuchen, die sie in Italien reinvestieren könnte. Der Einstieg in die UMTS-Märkte kommt teuer: Tiscali erwartet laut dpa, dass in Italien alleine die Lizenz fünf Milliarden Euro und der Aufbau eines Netzes acht Milliarden Euro kosten werden. (jk)