Telekom treibt Umbau des Festnetzgeschäftes voran

T-Com-Chef Walter Raizner will die Telekom-Festnetzsparte zu einem "schlagkräftigen, effizienten und kundenorientierten Unternehmen" machen.

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Von
  • Peter Lessmann
  • dpa

Im Festnetzgeschäft treibt Walter Raizner die Neuausrichtung der Telekom voran. Nach dem bereits angekündigten massiven Stellenabbau hat sich der T-Com-Chef nun die Call-Center und das unüberschaubare Angebot von Produkten für die Privatkunden vorgenommen. Beides soll gestrafft und optimiert werden. Dies sei ein wichtiger Baustein, um die T-Com zu einem schlagkräftigen, effizienten und kundenorientierten Unternehmen zu machen, teilte Europas größter Telekommunikationskonzern mit.

Raizner hat vor allem eines im Sinn: "Wir werden unsere Rolle als Innovationsführer ausbauen und eine Weltklasse-Infrastruktur mit den neuesten Produkten und dem besten Service" aufbauen", sagt er. Sein Ziel ist klar. Mit dem Ausbau des Glasfasernetzes und so genannten Triple-Play-Angeboten (Telefonie, Internet, Unterhaltung über ein Kabel) soll die stärker werdende Konkurrenz in Schach gehalten werden. Doch in der schwächelnden Festnetzsparte muss Raizner trotz aller Visionen derzeit viele Baustellen bearbeiten.

Unterdessen meldet Lothar Schröder von der ver.di-Zentrale Bedenken an. "Wir sind überrascht über die Entwicklung", sagt der designierte Nachfolger von Franz Treml im Aufsichtsrat der Telekom und verweist auf Verträge über den Schutz von Standorten in der Fläche. Regionalpolitisch hält der Gewerkschafter die Pläne für äußerst fragwürdig. Schröder vermutet eine ganz andere Absicht des Vorstands: "Wir befürchten, dass die Maßnahmen nur ein Instrument sind, die betroffenen Mitarbeiter zu vergraulen, dass diese am Ende freiwillig den Konzern verlassen." Auf Freiwilligkeit setzt nämlich Personalchef Heinz Klinkhammer bei der Umsetzung des im November vergangenen Jahres angekündigten Stellenabbaus. Bis Ende 2008 sollen 32.000 Menschen das Unternehmen verlassen. Davon betroffen ist vor allem T-Com mit 20.000 Stellen. Gleichzeitig sollen aber auch 8000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden – vor allem durch den Aufbau des Glasfasernetzes und den Ausbau von T-Punkten.

Raizner steht unter Handlungsdruck. Derzeit gilt die Festnetzsparte, die einst die größte und ertragreichste Säule des Unternehmens war, mit rund 80.000 Beschäftigten in Deutschland als wenig produktiv und personell überbesetzt. Durch den Wettbewerb, neue Techniken wie die Internettelefonie und durch Regulierung brechen der T-Com Umsätze und Margen weg. Gleichzeitig machen die Konkurrenten im zukunftsträchtigen Breitbandgeschäft Boden gut. Jeden Monat verliert die Telekom nach eigenen Angaben rund 100.000 Kunden.

"Unsere Märkte stehen vor dramatischen Umbrüchen", begründete Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke im vergangenen Jahr die einschneidenden Personalmaßnahmen. "Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland verbessern – gerade im Festnetzbereich." Zukunftssicher will Ricke die Telekom machen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Gegen den massiven Stellenabbau laufen ver.di und zahlreiche Beschäftigte Sturm. Beim Aufbau des neuen Glasfasernetzes, für das die Telekom für sich "Pioniergewinne" reklamiert, wird dem Konzern möglicherweise doch keine umfassende Regulierungspause eingeräumt. Auch die Wiedereingliederung von T-Online in den Mutterkonzern lässt auf sich warten. Wegen Anfechtungsklagen hängt die bereits beschlossene Fusion beim Gericht. (Peter Lessmann, dpa) / (jk)