Telekom und ver.di starten ohne Kriegsgeheul in neue Verhandlungen

ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder sagte, in den Verhandlungen gehe es vor allem um einen Schutz für die von der Auslagerung in T-Service betroffenen Mitarbeiter; Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger zeigte sich kompromissbereit.

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  • dpa

Die Deutsche Telekom und die Gewerkschaft ver.di haben ihre Verhandlungen über die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern in den neuen Bereich T-Service nach wochenlanger Pause wieder aufgenommen. Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger zeigte sich am Mittwoch in Bad Neuenahr kompromissbereit und betonte, dass jetzt eine Lösung gefunden werden müsse. ver.di-Verhandlungsführer Lothar Schröder sagte, in den Verhandlungen gehe es vor allem um einen Schutz für die von der Auslagerung betroffenen Mitarbeiter. Dabei erwartete er auf der Entgeltseite eine harte Auseinandersetzung mit der Telekom. Beobachter rechnen nicht mit einer Einigung vor diesem Wochenende.

Zum 1. Juli will der Bonner Telekommunikationsriese drei neue Gesellschaften unter dem Dach von T-Service gründen. Dort sollen die Beschäftigen länger arbeiten und weniger Geld erhalten. Auf diesem Weg will das Unternehmen bis zu 900 Millionen Euro einsparen. Zuletzt hatte Sattelberger einen Erfolgsbonus in Aussicht gestellt, um die Gehaltseinschnitte abzufedern. "Die Telekom wird nicht stur sein und sich in allen Dimensionen kompromissfähig zeigen", unterstrich Sattelberger vor Verhandlungsbeginn. Ende April waren die Gespräche abgebrochen worden. Seit knapp fünf Wochen streiken täglich bis zu 16.000 Telekom-Beschäftigte gegen die Auslagerungspläne.

Eine erste Forderung von ver.di erfüllte Sattelberger bereits vor Verhandlungsbeginn. So bleiben die Briefe an die betroffenen 50.000 Telekom-Beschäftigte vorerst weiter in der Schublade. Ursprünglich wollte das Unternehmen die Beschäftigten in dieser Woche von ihrer bevorstehenden Versetzung in die Service-Gesellschaften unterrichten. Sattelberger hatte vor einer Woche angekündigt, dass sich die Telekom in dieser Frage elastisch zeigen könnte, wenn es zu Verhandlungen komme.

Schröder begrüßte, dass sich die Telekom gesprächsbereit zeige und sich auf ver.di zubewege. "Doch in entscheidenden Punkten muss sich die Telekom noch bewegen", forderte er. Dazu zählte der Gewerkschafter vor allem die Gehaltsfrage. Der Bonner Konzern hatte zuletzt Einschnitte beim Grundgehalt von neun Prozent gefordert und dafür unter anderem einen Kündigungsschutz bis Ende 2012 angeboten. Das lehnt ver.di strikt ab.

Neben weiteren Streiks demonstrierten etwa 3500 Beschäftigte der Telekom mit einer Menschenkette über den Rhein bei Mainz und Wiesbaden gegen die Auslagerungspläne des Konzerns. Mit Transparenten und Trillerpfeifen zogen die Demonstranten von beiden Richtungen aus auf die Rheinbrücke zwischen den Landeshauptstädten. Dort schloss sich die Menschenkette, die auf der rheinland-pfälzischen Seite bis zum Mainzer Rathaus reichte. Vor der Demonstration hatten einige Dutzend Telekom-Mitarbeiter in Wiesbaden eine gut 24-stündige Mahnwache beendet.

Siehe zum Arbeitskonflikt bei der Telekom auch die Linkliste zu Artikeln und Nachrichten in c't-Hintergrund:

(dpa) / (jk)