Telekom versilbert Kabelnetz in Baden-Württemberg

Die Telekom hat die Mehrheit ihres Breitbandkabelnetzes in Baden-Württemberg an die amerikanische Betreibergesellschaft Callahan verkauft.

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Von
  • Christian Rabanus
  • dpa

Die Deutsche Telekom hat eine Mehrheitsbeteiligung an ihrem Kabelnetz in Baden-Württemberg an die US-amerikanische Betreibergesellschaft Callahan Associates verkauft. Callahan wird zum 1. Januar des nächsten Jahres 55 Prozent des Breitbandkabelnetzes übernehmen. 45 Prozent verbleiben bei der Deutschen Telekom. Zum Kaufpreis machten beide Unternehmen keine Angaben.

Callahan hatte bereits im Februar die Mehrheit am Kabelnetz von Nordrhein-Westfalen erworben. Die Mehrheit an ihrem hessischen Kabelnetz hatte die Telekom an den britischen Investor Klesch verkauft. Franz Arnold, Vorstandsbeauftragter der Telekom für das Breitbandkabel, kündigte an, dass innerhalb der nächsten fünf bis sechs Wochen wohl die Netze von weiteren zwei bis drei Regionen verkauft würden. Dafür gibt es mehrere Interessenten, zu denen auch Callahan gehört.

Die Telekom trennt sich von großen Teilen ihres 420.000 Kilometer langen Kabelnetzes, dessen Gesamtwert auf etwa 30 Milliarden Mark geschätzt wird. Auf Druck der EU-Kommission hatte die Deutsche Telekom zum 1.1.1999 ihr verlustreiches TV-Kabelgeschäft in zwei Gesellschaften ausgegliedert: Die Kabel Deutschland GmbH (KDG) übernahm die Infrastruktur und die Media Service GmbH (MSG) den Betrieb der über das Kabelnetz verbreiteten Programme und Dienste. Das KDG-Netz wiederum unterteilte die Telekom in neun Regionalgesellschaften, die sie mit strategischen Investoren multimediafähig ausbauen will.

Richard Callahan, dessen Betreibergesellschaft auch Beteiligungen an Breitbandkabelnetzen in Spanien und Frankreich hat, versprach den derzeit rund 2,2 Millionen Kabelkunden und den insgesamt 3,2 Millionen anschlussfähigen Haushalten im Südwesten eine moderne, multimediale Hochleistungsstruktur, über die alle Telekommunikationsleistungen vom Telefon über TV bis hin zu Multimedia-Angeboten wie einem superschnellen Internetzugang, Video-on-Demand oder interaktiven Anwendungen möglich sein sollen. Mit der Umrüstung der Haushalte soll im Jahr 2001 begonnen werden. Callahan hofft, dass dann 50.000 bis 100.000 Haushalte pro Monat digital aufgerüstet werden können. Dies werde vier bis fünf Jahre in Anspruch nehmen. Was die neuen Dienste die Kunden kosten werden, konnte der Netzbetreiber noch nicht sagen. Für Telefonate rechnet er mit 15 Prozent weniger Gebühren.

Der baden-württembergische Staatsminister Christoph Palmer begrüßte den Verkauf an Callahan. Dies bedeute ein großes Zukunftspotenzial für Baden-Württemberg. Er hoffe, dass die Aufrüstung des Kabelnetzes zügig in Angriff genommen werde. Durch den Ausbau des Netzes könnten sowohl die Unternehmen als auch Privathaushalte an der sich abzeichnenden Entwicklung zur Datenautobahn des 21. Jahrhunderts teilnehmen. Palmer kündigte die Einsetzung eines "Zukunftsforums Kabel 21" an, das die Zukunftschancen für die künftige Nutzung des Breitbandkabels im Lande ausloten soll. (dpa) (chr)