Telekom will ver.di mit verbessertem Angebot an Verhandlungstisch locken [Update]

Die Telekom bessert ihr bisheriges Angebot im Konflikt mit ver.di durch Aussicht auf Zahlung eines Erfolgsbonus und geringere Absenkung der Gehälter nach.

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  • dpa

Mit der Aussicht auf Zahlung eines Erfolgsbonus und einer geringeren Absenkung der Gehälter will die Telekom im Streit um die Umstrukturierung des Konzerns ver.di an den Verhandlungstisch zurückbringen. "Wir stehen in den nächsten Tagen vor einer Weichenstellung, ob ver.di und die Telekom gemeinsam oder getrennte Wege gehen", sagte Personalvorstand Thomas Sattelberger am Mittwoch in Bonn.

Dabei erläuterte er erstmals die Erfolgsbeteiligung, die unter anderem abhängig sei von den individuellen Leistungen der Mitarbeiter und dem wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens. Als mögliche Ausschüttungssumme nannte er einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Auch bei anderen Bereichen wie der Absenkung der Gehälter sei die Telekom verhandlungsbereit. "Es gibt bei uns kein Dogma", betonte Sattelberger.

[Update]:
Der Erfolgsbonus soll neben einer Ausweitung des variablen Anteils der Gehälter auf 20 Prozent als neues Element in die Verhandlungen einfließen. Diese Beteiligung könnte im Jahr 2011 zur Auszahlung kommen. Die ausgeschüttet Summe sei dabei abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und von erreichten Zielen bei der Kundenzufriedenheit. Ausdrücklich betonte Sattelberger, dass der Vorstand auch zu den anderen Bausteinen gesprächsbereit sei.

In einer ersten Stellungnahme lehnte ver.di-Streikleiter Ado Wilhelm Einkommenskürzungen weiterhin strikt ab. Er signalisierte aber erstmals ein Einlenken der Gewerkschaft: "Wenn das Signale für Verhandlungen sind, werden wir uns das anschauen." Sattelberger zeigte sich indes sehr optimistisch, dass der Tarifpartner in den nächsten Tagen an den Verhandlungstisch zurückkehren wird. Dabei betonte er, dass die Offerte der Telekom keine "Charmeoffensive" sei.

In den Verhandlungen mit ver.di hatte die Telekom zuletzt eine stufenweise Absenkung der Gehälter um 9 Prozent und eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 34 auf 38 Stunden angeboten. Im Gegenzug sollte es unter anderem einen Kündigungsschutz bis Ende 2011 geben. ver.di hatte die Offerte abgelehnt und die Beschäftigten nach einer Urabstimmung zum Streik aufgerufen. Durch die Auslagerung von 50 000 Beschäftigten in Service-Gesellschaften will das Unternehmen unter anderem 500 Millionen bis 900 Millionen Euro einsparen und die Service-Qualität verbessern.

Mit dem nachgebesserten Gesamtkonzept, das auch einen Investitionspakt für Qualifizierung und Service-Kultur vorsieht, sind die Einsparpläne der Telekom laut Sattelberger nicht gefährdet. "Wir liegen weiterhin voll im Zielkorridor, es wird kein Abstriche geben". Das hätte das Unternehmen den Kapitalmärkten versprochen.

Einen möglichen Alleingang beim Stellenumbau bezeichnete der Personalchef erneut als "ultima ratio". Die Telekom hatte ver.di mehrfach diesen Schritt angedroht, sollte es zu keiner Einigung mit dem Tarifpartner kommen. In der kommenden Woche sollen die betroffenen Mitarbeiter formell über ihre Eingliederung in neue Gesellschaften unterrichtet werden. Dabei drohen ihnen wesentlich schlechtere Konditionen als die im letzten Telekom-Angebot genannten Bedingungen.

Siehe zum Arbeitskonflikt bei der Telekom auch die Linkliste zu Artikeln und Nachrichten in c't-Hintergrund:

(dpa) / (jk)