Temu zu Vorwürfen von Verbraucherschützern: "Unsere Praktiken sind fair"

Deutsche Verbraucherschützer haben Temu wegen unlauterer Geschäftspraktiken abgemahnt. Gegenüber heise online nehmen die Betreiber dazu Stellung.

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Sparen durch Geldausgeben bei Temu.

(Bild: Temu)

Lesezeit: 3 Min.

Der Online-Marktplatz Temu wehrt sich gegen Vorwürfe deutscher Verbraucherschützer, er wende unlautere Praktiken an. Die Betreiber gehen davon aus, dass der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Missverständnissen unterliege, wenn er behaupte, Temu verstoße gegen EU-Bestimmungen. "Unsere Praktiken sind fair", teilte ein Temu-Sprecher heise online mit.

Der vzbv hat Temu diese Woche abgemahnt und verlangt von dem Online-Marktplatz eine Erklärung, bestimmte Praktiken zu unterlassen. Zum Beispiel weise Temu Rabatte aus, ohne weitere Informationen zu den Referenzpreisen anzugeben. Dazu heißt es in einer Stellungnahme gegenüber heise online, viele der Verkäufer auf Temu belieferten normalerweise den stationären Einzelhandel. Die dort ausgewiesenen Preise bildeten die Referenz für die Produkte, die Temu ohne Umweg direkt ab Werk offeriere. "Wir überprüfen alle von unseren Verkäufern bereitgestellten Preisinformationen sorgfältig, um Genauigkeit und Transparenz für unsere Kunden zu gewährleisten."

Weiter wirft der vzbv Temu vor, mit manipulativem Design auf die Nutzer der Online-Plattform einzuwirken, auch "Dark Patterns" genannt. Diese seien nach dem Digital Services Act der EU seit diesem Jahr verboten. Darauf erwidert Temu, die in Hinweisen wie "126 Personen haben diesen Artikel in ihrem Warenkorb" spiegelten die tatsächlichen Bestände und Kaufaktivitäten wider. "Sie sollen den Verbrauchern dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen, und nicht manipulativ oder erzwingend sein." Zudem sorgten "informierte Einkäufer" für mehr Kundenzufriedenheit und weniger Rücksendungen.

Auch zweifelt der vzbv an, dass die auf Temu abgegebenen Produktbewertungen authentisch sind, weil darüber nicht ausreichend Informationen vorliegen. "Wir löschen oder unterdrücken niemals negative Bewertungen", schreibt Temu dazu. "Vielmehr stellen wir spezielle Filter für sie bereit, weil wir glauben, dass sie dabei helfen können, Händler zu überprüfen und sie dazu zu bewegen, ihre Produktqualität und ihren Service zu verbessern." Dabei würden auf der Plattform aktuelle und detaillierte Bewertungen priorisiert.

Um die Produktanbieter besser zu kennzeichnen, hat Temu nach eigenen Angaben deren Logos auf der Website besser sichtbar gemacht. "Wir haben auch für alle Lieferanten Postleitzahlen hinzugefügt und damit den Präferenzen der europäischen Verbraucher Rechnung getragen", schreibt Temu – auch wenn die Lieferanten in China säßen.

Der vzbv findet es widersinnig, wenn Temu mit einem "geringeren CO₂-Fußabdruck" wirbt, wenn die Kundschaft ihre Sendungen nicht zu sich nach Hause, sondern an eine Abholstelle liefern ließen. Schließlich hätten die Produkte bis dahin schon eine lange Strecke hinter sich gebracht. Temu bleibt heise online gegenüber bei seinem Argument, denn Abholstellen sorgten für zentrale Belieferung und damit weniger Zustellversuchen an einzelnen Adressen. Außerdem würden dadurch die Gesamtstrecken, die Lieferfahrzeuge zurücklegen, und die Anzahl der Starts und Stopps minimiert. Abholstellen befänden sich oft in Gegenden, die per ÖPNV, zu Fuß oder mit dem Fahrrad leicht zu erreichen seien. Das ermutige Verbraucher, weniger umweltschädliche Transportmethoden zu nutzen, um ihre Pakete abzuholen.

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(anw)