USA: Frau nutzt AirTag, um Müllbetrug auf die Schliche zu kommen

Apples Bluetooth-Tracker wurden schon häufiger zum Aufdecken von Diebstählen verwendet. In Houston kam es mit AirTags nun zur Aufklärung eines besonderen Falls.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 144 Kommentare lesen
Ein AirTag von Apple

Apples AirTags: Nicht nur zum Finden verlorener Gegenstände gut.

(Bild: tre / Mac & i)

Lesezeit: 2 Min.

Wird Kunststoffmüll tatsächlich recycelt oder landet er nur auf einer Deponie, um dann vielleicht ins Ausland exportiert zu werden? Diese konkrete Frage hatte eine Bürgerin der texanischen Stadt Houston, der es merkwürdig vorkam, dass die Gemeindeverwaltung ein "All Plastics Accepted"-Recycling-Programm ("Jedweder Kunststoff wird akzeptiert") aufgesetzt hatte. Laut der Stadtangestellten könne man nun jegliche Form von Kunststoff abgeben, sogar jenen, für den es normalerweise gar keine Wiederverwertungsmöglichkeiten gibt. Brandy Deason, die sonst zu den fleißigsten Recyclern ihrer Nachbarschaft gehört, wollte das näher überprüfen und verwendete dazu ein spezielles Gerät: den Bluetooth- und Ultra-Wideband-Tracker AirTag von Apple. Die bonbonförmigen Geräte kosten in den USA mittlerweile unter 30 US-Dollar und sind bekannt dafür, in der Vergangenheit zur Aufklärung zahlreicher Verbrechen und anderer Missetaten beigetragen zu haben.

Bei ihrem Detektivvorhaben versteckte Deason mehrere Tracker einfach in ihrem Plastikmüll und beobachtete dann, wohin dieser verbracht wurde. Wie die Bürgerin dem Sender CBS News mitteilte, landeten fast alle Kunststoffsammlungen bei einer Firma, die knapp 30 km von der Innenstadt von Houston entfernt liegt. Und wie sich zeigte, tat sich mit dem Müll schlicht gar nichts: Das Unternehmen, eine Entsorgungsfirma, ließ den Kunststoff einfach auf seinem Gelände liegen – und zwar ohne Überdachung.

Bis zu anderthalb Jahre soll das passiert sein. Die "New Frontier in Recycling", wie die Stadt Houston und ihre Geschäftspartner, darunter der Ölkonzern ExxonMobil, das Projekt nennen, sorgt offenbar nur für ein Brandrisiko. Laut CBS News sollen Überprüfungen durch die Feuerwehr dreimal gescheitert sein, es fehle noch immer eine offizielle Lagerungsgenehmigung.

Inzwischen hat auch die Stadtverwaltung von Houston eingeräumt, dass kein Recycling stattfindet. Seit Ende 2022 habe man über 250 Tonnen eingesammelt. "Wir lagern das jetzt erstmal und schauen dann, was passiert", so der zuständige Stadtdirektor für den Bereich Feststoffmüll.

Deason wiederum freut sich, den Fall aufgeklärt zu haben. Sie ist selbst aktiv bei einer Vereinigung, die sich in Houston für bessere Luft einsetzt und kämpfte bereits gegen Anlagen, die beim chemischen Recycling zu viele Emissionen abließen. Der CBS-News-Reporter bezeichnete sie im TV-Beitrag als "James Bond des Kunststoffrecyclings". Sie sei "so eine Art Plasikspion". Desason reagierte mit einem Grinsen: "Ja, so ein bisschen fühle ich mich auch."

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(bsc)