Tiktok gewinnt unter Briten als Nachrichtenquelle an Bedeutung

Das Videoportal Tiktok wird laut einer Umfrage von Millionen Menschen in Großbritannien als Nachrichtenquelle genutzt.

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Das ist nicht die moderne Version des Nürnberger Trichters, sondern ein von TikTok geschaffenes Symbol für die "Individualisierung von Erlebnissen".

(Bild: TikTok)

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Jugendliche in Großbritannien wenden sich für die täglichen Nachrichten zunehmend von traditionellen Quellen ab und nutzen stattdessen Instagram, Youtube und Tiktok. Dabei verzeichnete das Online-Videoportal Tiktok den größten Zuwachs, hat die britische Medienaufsicht Ofcom durch eine Umfrage unter etwa 2500 Menschen im Alter ab 16 Jahre herausgefunden.

In der vorigen Erhebung der Ofcom im Jahr 2020 hatten ein Prozent der Befragten im Alter ab 16 Jahren angegeben, TikTok als tägliche Nachrichtenquelle zu nutzen, in der aktuellen Umfrage waren es 7 Prozent. Hochgerechnet heißt das, die Zahl derjenigen, die TikTok als tägliche Nachrichtenquelle nutzen, ist von rund 800.000 Briten auf knapp 4 Millionen gewachsen. Davon ist die Hälfte 16 bis 24 Jahre alt.

Es werde immer unwahrscheinlicher, dass Jugendliche eine Zeitung lesen und Fernsehnachrichten einschalten, um auf dem Laufenden zu bleiben, schreibt die Ofcom (PDF-Datei). Die jungen Leute blätterten stattdessen durch die Feeds der sozialen Medien. Zwar hielten die meisten Jugendlichen diese für weniger zuverlässig als andere Medien, auf der anderen Seite stehe der Vorteil, die Nachrichten kommentieren zu können.

Dem Zuwachs für TikTok steht gegenüber, dass der Anteil der Jugendlichen, die Facebook als Nachrichtenquelle nutzen, von 27 auf 22 Prozent gesunken ist. Unter allen Befragten ergab sich für Facebook ein Rückgang von 34 auf 32 Prozent.

Insgesamt spiegelt die Ofcom-Erhebung eine Entwicklung, die auch in Deutschland zu beobachten ist: Während jüngere Menschen eher das Internet und soziale Medien als Nachrichtenquellen nutzen, neigen die Älteren eher zu Printmedien, Fernsehen und Radio. Printmedien wurden zuletzt weniger genutzt, diese Entwicklung wurde durch die Pandemie verschärft, vermutet die Ofcom, während die Reichweite von Online-Zeitungen ungefähr stabil blieb. Die Medienwächter sehen außerdem Anzeichen, dass die Bedeutung des Radios zurückgeht.

Für die künftige Entwicklung ist interessant zu sehen, wie sich die 12- bis 15-Jährigen verhalten. 58 Prozent von ihnen zeigten sich in der Erhebung bis zu "sehr" interessiert an Nachrichten. Das sind ungefähr so viele wie in den Erhebungen zuvor, zurückreichend in das Jahr 2018. Von den Teenagern, die sich nicht für Nachrichten interessieren, haben mit 39 Prozent die meisten angegeben, dass sie langweilig seien. 2021 hatten dies noch 47 Prozent von ihnen angegeben.

Für Deutschland hatte eine Studie im Jahr 2020 ergeben, dass für 30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen soziale Medien die wichtigste Nachrichtenquelle sei. Auch hierzulande nahm die Bedeutung von Facebook als Nachrichtenquelle ab.

(anw)