Top 10 News 2024: Das waren die Trends auf iX Developer dieses Jahr
Das hat unsere Leserinnen und Leser besonders interessiert: Die Top 10 (11) News 2024 standen im Zeichen von Developer Experience, KI und Sicherheit.
Was hat die Entwicklergemeinde im Jahr 2024 bewegt? – Um diese Frage zu beantworten, hat die Redaktion von iX Developer die Zugriffszahlen auf die News des sich dem Ende entgegenneigenden Jahres ausgewertet und die beliebtesten zusammengestellt. Ganz klar im Zentrum des Interesses standen die Themen Entwicklerzufriedenheit (4 Beiträge), KI im Arbeitsumfeld (5 Beiträge) und Sicherheit (4 Beiträge), oft kombiniert.
Als Fazit lässt sich sagen, dass KI das Arbeitsumfeld in Developer-Teams 2024 stark geprägt hat. Fast alle nutzen sie, die anfängliche Begeisterung lässt aber nach und ein Grundmisstrauen gegenüber dem generierten Code bleibt. Ob die Codequalität durch Assistenten steigt oder fällt, ist umstritten. Das gilt auch für die Frage, wie sich KI auf das Arbeitsumfeld und die Jobchancen auswirkt. Werden Entwickler überflüssig oder erhöht die KI einfach nur den Output? Endgültige Antworten darauf werden sich rückblickend erst in einigen Jahren ergeben.
Klar ist aber, dass der Druck in den Teams wächst, gerade auch im Zusammenhang mit steigenden Anforderungen an die Sicherheit. Das macht vielen zu schaffen, wobei die Gehälter nicht unbedingt den erwarteten Ausgleich schaffen – umso mehr im Open-Source-Umfeld, in dem immer noch sehr viele Freiwillige arbeiten.
Im Sicherheitsbereich kam es verstärkt zu oft sehr aufwendigen Angriffen auf Repositories und die Lieferkette.
Statt der ĂĽblichen Top 10 haben wir uns entschlossen, Kandidat 11 noch mit aufzunehmen, da er fast gleichauf mit Nummer 10 liegt und einen wichtigen Beitrag zu den Themen KI und Arbeitsumfeld von Entwicklerinnen und Entwicklern liefert. Als Benchmarks geben wir zwei Werte an: die Prozentangabe, wie viel mehr Aufrufe eine Nachricht gegenĂĽber dem Durchschnitt der Top-100-News hatte und die Anzahl der Kommentare (Stand 16. Dezember).
Platz 11: Die Zukunft liegt in kleinen Entwicklerteams mit hochproduktiven Senior-Developern
Die Studie wertete die Commits von Entwicklerinnen und Entwicklern zwischen 2020 und 2024 aus und stellte darauf aufbauend eine Reihe von Thesen für die Zukunft auf. Gerade die intelligenten Codegeneratoren werden das Arbeitsumfeld verändern. Eine These lautet, dass Teams schrumpfen werden und Senior Developer bevorzugen. Mit modernen Sprachmodellen können Entwickler große Ideen mit verhältnismäßig wenigen Commits umsetzen. Diese Produktivitätssteigerung hochqualifizierter Mitglieder wird dazu beitragen, dass kleine Teams mit fünf oder weniger Personen für die Produktentwicklung genügen. Allerdings äußerten sowohl die Kommentatorinnen und Kommentatoren im Forum als auch die Autoren der Studie selbst Zweifel an der gewählten Methode.
Auch einer unserer Blogger vertritt eine gegenteilige Auffassung: Er bezieht mehr Faktoren in seine Ăśberlegungen mit ein als nur die Gleichsetzung von KI mit Arbeitskraft. Demnach fĂĽhrt KI nicht zu mehr arbeitslosen Entwicklern, sondern zu mehr Softwareproduktion.
- Datum: 10. August 2024
- Kommentare: 69
Platz 10: Die hochgejubelte KI Devin befördert den Codeschreiber zum Software Engineer
In ein paar aufsehenerregenden YouTube-Videos verspricht das Startup Cognition, dass die KI Devin nicht nur Codeblöcke schreibt, sondern komplette Softwareprojekte erledigt. Devin erhält in den Filmen nur kurze Anweisungen und erfüllt seine Aufgaben selbstständig bis hin zur Veröffentlichung der fertigen Arbeit. Auch auf die Fehlersuche ist Devin spezialisiert. Trotz der 21 Millionen Dollar an Investitionen, die die Firma nach eigenen Aussagen bekommen hat, ist es um das Projekt seit dem Frühjahr sehr still geworden. Devin scheint allein zuhaus.
- Datum: 13. März 2024
- Kommentare: 92
Platz 9: Software Security: Entwickler ertrinken in technischen Schulden
70 Prozent der Softwarefirmen leiden unter Sicherheitslücken in ihren Produkten, während die technischen Schulden steigen und immer mehr Kapazitäten der Teams binden. Das schlägt sich nieder auf die Stimmung in den Teams. Oft sind es abhängige Pakete, die die Probleme bringen, was mit komplexer werdenden Strukturen zunimmt. Eine Empfehlung des Reports lautet, sich auf die rund drei Prozent aller Lücken zu konzentrieren, von denen ein kritisches Risiko ausgeht. Die Priorisierung ist entscheidend für sichere Software und das Wohlbefinden der Teammitglieder.
- Datum: 12. August 2024
- Kommentare: 88
Platz 8: What the Fuck! – Dreißig Jahre lang bleibt eine Übergangslösung als Windows-Dialog erhalten – bis heute
Einen allseits bekannten Windows-Dialog gibt es mehr oder weniger unverändert seit dreißig Jahren – den zum Formatieren eines Datenträgers. Dabei war der Dialog nur als schnelle Übergangslösung auf dem Weg von Windows 95 zu NT gedacht. Das berichtet der ehemalige Microsoft-Entwickler Dave Plummer auf X. Er hat alle für das Formatieren erforderlichen Konfigurationsmöglichkeiten auf einen Zettel geschrieben und anschließend mit dem visuellen Ressourcen-Editor von Visual C++ 2.0 einen einfachen vertikalen Stack der Optionen gebaut; ungefähr in der Reihenfolge, in der User die jeweiligen Entscheidungen beim Formatieren treffen. „Es war nicht elegant, würde aber reichen, bis das elegante User Interface kommt“, dachte sich Plummer. Nur: Das elegante UI kam nie, und in Windows findet sich noch heute derselbe Aufbau von damals.
- Datum: 28. März 2024
- Kommentare: 196
Platz 7: Jetzt stößt der KI-Hype an seine Grenzen
Auf jeden Rausch folgt einmal der Kater – so auch beim von OpenAI und Copilot ausgelösten GenAI-Rausch. Nach dem ersten Jubel kommen in der Öffentlichkeit die ersten Zweifel auf: Schreibt die KI auch guten, lesbaren Code, der nicht nur dem Autor, sondern auch späteren Reviewern nutzt? Außerdem zeigten sich in der Branche schnell unschöne Seiten der Verteilungskämpfe um das neue Geschäft. Die Anwenderinnen und Anwender bekommen die KI mit dem Rohrstock reingepaukt, ob sie wollen oder nicht – mit einer für viele Nutzerinnen und Nutzer überflüssiger Copilot-Taste oder einem Zwangs-Plugin in der IDE – ganz nach E.T.A Hoffmann: „O Appetit – Dein Name ist Kater.“
Zur Frage nach der Codequalität gibt es inzwischen Studien, die im Gegenteil sogar eine Verbesserung der Qualität durch KI-Assistenten äußern.
- Datum: 5. Februar 2024
- Kommentare: 12
Platz 6: Sinkendes Einkommen und steigende Anforderungen
Eine große Studie von Stack Overflow unter 65.000 Entwicklerinnen und Entwicklern hat gezeigt, dass deren durchschnittliches Jahreseinkommen um rund zehntausend US-Dollar gesunken ist. Deutsche Spitzengehälter liegen bei bis zu 82.000 US-Dollar, die in den USA bei bis zu 225.000 US-Dollar. Wesentlicher Frustfaktor sind für 62,4 Prozent der Befragten technische Schulden.
Auch in Bezug auf künstliche Intelligenz hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas geändert: Mutmaßlich in Folge nicht erfüllter Erwartungen ist die Begeisterung für KI-Lösungen von 77 auf 72 Prozent gesunken. Gleichzeitig ist der Einsatz von KI-Tools in Projekten von 70 auf 76 Prozent gestiegen.
- Datum: 27. Juli 2024
- Kommentare: 173
Platz 5: Millionen Docker-Hub-Repositories mit Malware oder Phishing verseucht
Ein großer Unsicherheitstrend im Jahr 2024 waren gezielte Angriffe auf öffentliche Git-Repositories, denn hier eingeschleuste Trojaner verbreiten sich wie von selbst. Im Gedächtnis wird die aufwendige und über Jahre geplante xz-Attacke bleiben. In einem anderen Fall haben Sicherheitsspezialisten 2,8 Millionen schädliche Docker-Hub-Repositories gefunden, was 19 Prozent aller Repos dort entspricht. Dabei handelte es sich um image-lose Verzeichnisse, die nur Metadaten, insbesondere eine Beschreibung mit Phishing- oder Malware-Links, enthielten. Die Hacker machten es sich zunutze, dass Docker zwar Images auf Schadcode prüft, jedoch nicht die Metadaten. Der Aufwand hinter den Kampagnen war enorm, denn alle infizierten Seiten waren leicht unterschiedlich und von verschiedenen Anwendern eingestellt. Das spricht für ein hohes Erwartungspotenzial der Kriminellen.
In einem Interview sprachen wir später mit Sharchar Menashe, Senior Director von JFrog, darüber, wie sicher Repositories und das Software-Deployment jetzt noch sind.
- Datum: 2. Mai 2024
- Kommentare: 23
Platz 4: Kühlschrank-Hersteller wollte Open-Source-Projekt löschen lassen: Keine gute Idee!
Viel Aufregung gab es um Haier, einen Hersteller von Haushaltsgeräten, zu dem auch die Marken Candy und Whirlpool gehören. Haier wollte einen Open-Source-Entwickler dazu zwingen, ein Plug-in für den Home Assistant aus dem Netz zu nehmen. Mit dieser Erweiterung für das Smart-Home-System lassen sich die Geräte ins Heimnetz einbinden und automatisiert steuern. Haier sah einen Verstoß gegen seine Nutzungsbedingungen. Nach internationalen Medienberichten ging der Hersteller letztendlich auf den Entwickler zu und schlug eine gemeinsam auszuführende Optimierung des Plug-in vor.
- Datum: 23. Januar 2024
- Kommentare: 157