Torpedos, Panzer, Kunst - eine Fabrikhalle im Wandel

Durch die Farbrikhalle in Tollensesee gingen jahrzehntelang Männer in Arbeitsanzügen und schweren Schuhen. Sie montierten Torpedos oder reparierten Panzer. Künftig wird es auf dem grauen Beton bunter zugehen: Die Werkstatt wird zur Kunsthalle.

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Von
  • Birgit Sander
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Mit Kunst hat die Fabrikhalle am Tollensesee ein Dreivierteljahrhundert lang nichts zu tun gehabt. In den 1940er Jahren war sie für die Torpedoversuchsanstalt der deutschen Marine gebaut worden, in der damals typischen Klinker-Industriearchitektur. In der DDR wurden dort im volkseigenen Reparaturwerk Neubrandenburg (RWN) Panzer instand gesetzt. Nun soll die Halle ein Zentrum für Kunst und Kultur werden. Am Samstag eröffnet eine Ausstellung von Aktfotografien des in New York lebenden Künstlers Günter Knop die Kunsthalle RWN Art in Neubrandenburg.

Der neue Kunstort soll Leben in den Stadtteil am Wasser bringen, der den meisten Menschen fast 50 Jahre lang – während der gesamten Zeit der Rüstungsproduktion - verschlossen war. "Das Gelände ist nicht mehr im Fokus der Neubrandenburger", sagt Vize-Oberbürgermeister Peter Modemann, der zugleich den Vorsitz über den Verein RWN Art zur Förderung moderner Kunst übernommen hat. Dabei seien dort seit der Schließung des Panzerwerks nach der Wende rund 100 Firmen entstanden, mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen. Die Stadt habe Wege gebaut, eine Bootshalle mit Hafen errichtet, Gaststätten hätten sich angesiedelt.

Architekt Thorsten Viebke träumt von einer Art Szeneviertel am Tollensesee mit kreativem Gewerbe, Gastronomie, Kunst und Kultur im Flair der historischen Industriearchitektur. Er ist einer von fünf einheimischen Investoren, die sich zusammentaten, um 2014 etwa die Hälfte des alten Rüstungsindustriegeländes zu kaufen – 16 Hektar, mit größtenteils vermieteten Hallen, Bürogebäuden und Straßen. Das Areal habe fast 25 Jahre lang einem Hamburger Immobilienunternehmen gehört, berichtet Viebke. Bevor sich wiederum Immobilienfonds das Gelände schnappen konnten, taten es vier Neubrandenburger Unternehmer und ein Arzt.