Transmeta in Schwierigkeiten

Punktgenau auf ein arg kleines Ziel: Transmeta bricht immer mehr der Umsatz weg; der Chip-Designer muss sich gegen Intels Marktmacht und Stromspar-CPUs behaupten.

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Von
  • Jürgen Kuri

Punktgenau auf ein arg kleines Ziel: Der Chip-Designer Transmeta schaffte im dritten Quartal gerade noch 5 Millionen US-Dollar Umsatz. Damit entsprach der Umsatz genau den Prognosen, die der Crusoe-Hersteller bei einer Umsatzwarnung angesichts der vorläufigen Zahlen Anfang Oktober ausgab.

Worüber Transmeta sich damals noch bedeckt hielt, erzählte die Firma nun auch: Der Verlust im dritten Quartal betrug 29,4 Millionen US-Dollar (22 Cents pro Aktie) einschließlich von Sonderbelastungen; rechnet man die Sonderbelastungen heraus, ergaben sich immer noch rote Zahlen von 20,5 Millionen US-Dollar, ein Verlust von 16 Cents pro Aktie. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres betrug das Minus 17,8 Millionen US-Dollar. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs, als der Hersteller noch relativ frisch auf dem Markt war, belief sich der Verlust bei einem Umsatz von 3,5 Millionen US-Dollar noch auf 27,7 Millionen US-Dollar. Erwartet hatte die Börse für das dritte Quartal einen Verlust von 15 Cents pro Aktie.

Angesichts von Umsatzwarnung, Produktionsproblemen beim neuen Crusoe-Prozessor 5800 und dem Rausschmiss von Transmeta-Chef Mark K. Allen kommen die roten Zahlen und der geringe Umsatz bei Transmeta eigentlich nicht überraschend. Der neue Transmeta-Chef Murray Goldman meinte denn auch, man sei über die Ergebnisse der letzten beiden Quartale enttäuscht. Allerdings habe man noch 262 Millionen US-Dollar an liquiden Mitteln, von denen man im laufenden Quartal, für das Transmeta keine Prognosen abgeben wollte, ungefähr 20 Millionen US-Dollar benötige.

Insgesamt seien die Verkäufe von Notebooks mit Transmeta-CPUs hinter den Erwartungen zurückgeblieben, gab Vizepräsident Jim Chapman auf einer Telefonkonferenz zu den Bilanzzahlen bekannt. Die Geräte-Hersteller müssten unbedingt die Preise für die ultraleichten Notebooks weiter senken, nur dann würde dieser Markt sich weiter ausdehnen. Und damit wären dann auch die Absatzchancen für den Crusoe-Prozessor besser, hofft Transmeta offensichtlich. Eine Unwägbarkeit bleibt für die Chip-Schmiede aber sicher, wie viel von diesem Markt an besonders stromsparenden Prozessoren für Notebooks sich Intel mit seinen Mobile-CPUs greifen kann.

Transmetas Cheftechniker Dave Ditzel ließ zwar auf dem Microprocessor Forum keinen Zweifel daran, dass zumindest er den Versprechungen Intels über die Leistungsaufnahme der Mobile-Pentium- und Mobile-Celeron-CPUs keinen Glauben schenkt. Ob das weitere Hersteller außer beispielsweise NEC, Toshiba, Sharp und Sony ebenso sehen und deswegen den (relativen) Newcomer dem Prozessor-Platzhirsch Intel vorziehen, bleibt aber abzuwarten.

Zwei Faktoren jedenfalls bremsen das Interesse der Notebook-Hersteller an Transmeta-CPUs: Einerseits beeinflusst ein sparsamer Prozessor alleine die Akkulaufzeit eines Notebooks nur noch in geringem Maße, wenn man die Stromaufnahme von Speicher, Chipsatz, Grafikkarte, der Laufwerke und vor allem des Displays samt Hintergrundbeleuchtung einrechnet. Der zweite Faktor ist dagegen nicht technischer Natur: Wie ein IBM-Sprecher bereits vor rund einem Jahr kommentierte, hat der Intel-Markenname im Notebook-Markt große Zugkraft. Intel steckt bekanntlich Unsummen in die Werbung, damit das auch so bleibt – es dürfte eine harte Nuss für Transmeta sein, auf diesem Feld zu kontern.

Dass all dies für Transmeta einen noch nicht eingelösten Wechsel auf die Zukunft darstellt, sehen die Oberen von Transmeta wohl auch so: Nicht umsonst bringen sie etwa neue Prozessoren mit integrierter Grafik sowie Peripherie-Steuerung und setzen viele Hoffnungen auf den Markt für Embedded Systems. (jk)