Transmeta unter Geiern

Bei Transmeta ist das Schlimmste zu befürchten, nachdem der Chip-Designer seine Umsatzziele wegen anhaltender Produktionsprobleme reduzieren musste.

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Von
  • Jürgen Kuri

Kreisen schon die Pleitegeier über Transmeta? Die Beobachter in den USA befürchten jedenfalls das Schlimmste, nachdem der Chip-Designer, bekannt geworden vor allem für seine besonders Strom sparenden Crusoe-Prozessoren mit Code-Morphing-Software, seine Umsatzziele für das vierte Quartal weiter reduzieren musste. Und das vor allem auf Grund eigener Probleme: Die Verzögerungen bei der Produktion der neuen Crusoe-CPUs TM5500 und TM5800 führten dazu, dass man im vierten Quartal gerade noch einen Umsatz von einer Million US-Dollar erzielen könne, erklärten die Manager des Unternehmens am gestrigen Mittwochabend in einer Telefonkonferenz.

Wieviel Verlust man erwarte, darüber ließen sich die Transmeta-Oberen nicht aus -- Analysten rechneten bislang mit einem Verlust von 17 Cents pro Aktie. Bereits Mitte Oktober konnte Transmeta gerade noch die schon recht zurückgeschraubten Erwartungen erfüllen und verzeichnete fünf Millionen US-Dollar Umsatz sowie einen Verlust von 29,4 Millionen US-Dollar (22 Cents pro Aktie).

Angesichts früherer schlechter Geschäftszahlen und anhaltenden Produktionsproblemen bei den neuen Crusoes kommen die Schwierigkeiten bei Transmeta eigentlich nicht überraschend -- das Auswechseln der Führungsspitze war ein weiteres deutliches Signal. Dass die technischen Schwierigkeiten bei der Fertigung der neuen Prozessordesigns so weit gehen, dass nun mit einer deutlichen Produktionssteigerung erst im Februar 2002 gerechnet wird, überraschte dann aber doch. Um die Probleme in der Fertigung zu beheben, musste man nach Angaben von Transmeta sogar das Prozessordesign ändern, um den Ausstoß brauchbarer Chips erhöhen zu können. Der TM5800 wird in einem 0,13-µm-Prozess von der Foundry TSMC gefertigt, im Unterschied zum Vorläufer TM5600, der im 0,18-µm-Prozess von IBM produziert wurde. Die Probleme lägen aber bei Transmeta, nicht bei TSMC, hieß es.

Jedenfalls seien die Probleme nun beseitigt, versprach das Transmeta-Management: Eine Aussage, die die Investoren nun nicht mehr beruhigen konnte. Denn eine weitere Unwägbarkeit bleibt, wie viel vom Markt an besonders Strom sparenden Prozessoren für Notebooks sich Intel mit seinen Mobile-CPUs greifen kann. Im regulären Handel in New York, in dessen Verlauf die neueste Warnung von Transmeta bekannt wurde, fiel der Kurs der Transmeta-Aktie daher auch um über 24 Prozent auf 2,05 US-Dollar, stabilisierte sich aber im nachbörslichen Handel bei 2,06 US-Dollar. Ob Transmeta als unabhängige Firma überlebt, steht nach Meinung vieler US-Analysten infrage: Transmeta würde angesichts günstigen Aktienkurses und für viele Chip-Firmen interessanter Technik zum Übernahmekandidaten. (jk)