Transmetas Neuer: Crusoe-CPU mit 667 MHz

Erste Details und Messdaten zu Transmetas brandneuem Crusoe-Prozessor mit 667 MHz und überarbeiteter Code-Morphing-Software.

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Auf der Comdex in Las Vegas stellte Transmeta nicht nur neue Notebooks mit dem Crusoe vor, sondern hinter verschlossenen Türen auch eine Prozessorversion mit 667 MHz und die Version 4.2 der Code-Morphing-Software (CMS).

CMS 4.2 soll einerseits die Interpretation des x86-Codes beschleunigen und andererseits die Leistungsaufnahme des Crusoe weiter reduzieren. Letzteres funktioniert, weil der Prozessor seine Kernspannung selbst einstellen kann. Der Umgang mit den realen TM5600-Prozessoren habe gezeigt, dass die bisherigen Spannungen viel Reserve bieten, meint Marc Fleischmann, Direktor des Low-Power-Programms. CMS 4.2 würde von diesen Erfahrungen profitieren, die Toleranzen besser ausnutzen und schalte auch schneller zwischen den verschiedenen Taktraten und Power-Modi um. Sogar eine Implementierung von Befehlen wie SSE oder 3DNow! wäre möglich – sei aber vorerst nicht geplant, erklärte Fleischmann.

CMS 4.1 CMS 4.2
[MHz] [V] [V]
667 1,6 1,5
633 - 1,4
600 1,5 -
533 1,35 1,3
500 - 1,2
400 1,225 1,0
300 1,2 -

Bestehende Crusoe-Systeme können von der neuen CMS-Version profitieren, falls der Hersteller den CMS-Baustein beschreibbar ausgelegt hat. Dann kann der Anwender die neue Version ähnlich einem BIOS-Update aufspielen. Die später folgende CMS-Version 4.3 wird allerdings nicht auf den bisherigen Geräten laufen – aus einem recht profanen Grund: Sie ist zu groß und passt nicht in die aktuellen Flash-Bausteine mit 1 MByte.

Die jüngste Rückrufaktion für Crusoe-Prozessoren zeigte jedoch auch die Grenzen der CMS. NEC musste 284 LaVie-Notebooks umtauschen, die bei der Installation von verschiedenen Betriebssystemen abstürzen. Der gleiche Fehler soll bei 13 000 Vaio-Notebooks auftreten, die Sony auf Anfrage der Anwender austauschen will.

Der Crusoe passt auf kein handelsübliches Mainboard, sondern jeder Hersteller eines Crusoe-Geräts entwirft ein spezielles Board. Für die eigenen Tests hat Transmeta ein "fast normales" Mainboard entwickelt: Es enthält die Southbridge (Ali M1535), PCI-Slots, einen I/O-Baustein und die üblichen Schnittstellen und passt in preiswerte Standard-ATX-Gehäuse. Der Prozessor sitzt samt Speicher und Flash-Baustein für die CMS auf einer Steckkarte, die in einen speziellen PCI-Slot passt.

Zwei Konfigurationen mit dem TM5600 bei 667 MHz lagen für einen Test bei c't bereit, eine mit 128 MByte SDR-SDRAM (Single Data Rate) und CMS Version 4.1, die andere mit 128 MByte DDR-SDRAM (Double Data Rate) und CMS Version 4.2. In beiden Fällen bleiben von den 128 MByte nur 112 übrig, da Code-Morphing-Software und -Cache 16 MByte für sich beanspruchen. Auf einen Prototypen des für das zweite Halbjahr 2001 angekündigten TM5800 (0,13 µm, 800 MHz) konnten wir bislang nicht mehr als einen kurzen Blick werfen.

Der Crusoe profitiert von höheren Taktraten mehr als andere Prozessoren, da neben Kern, L1- und L2-Cache auch die integrierte Northbridge schneller läuft. Einen Frontside-Bus gibt es nicht und zwischen dem Prozessor und dem Speicher findet nur einmal eine Takt-Umsetzung statt. Im Vergleich zum Sony-Notebook mit 600 MHz und PC100-Speicher beschleunigte der 667er-Crusoe mit PC133-Speicher jedoch viel deutlicher, als von 11 Prozent höherem Kerntakt und 30 Prozent höherem Speichertakt zu erwarten wären. Die Benchmark-Ergebnisse zeigten klar, dass der Crusoe im Sony-Notebook keine optimale Umgebung gefunden hat.

Mit Double-Data-Rate-Speicher und CMS 4.2 legt der Crusoe weiter zu. Der größte Vorteil dieser Umgebung liegt jedoch in der deutlich reduzierten Leistungsaufnahme. Unter Windows 2000 etwa erkennt CMS 4.2 die Prozessorauslastung besser und dreht öfters den Takt herunter. Selbst während kurzer Wartezeiten auf die Festplatte schaltet sie den Crusoe in den Idle-Modus, wo er inklusive DDR-Speicher weniger als 100 mW verbraucht.

Takt CMS Speicher BAPCo 2000 3DMark 2000
[MHz]     SYSMarks 3DMarks
667 (1) 4.2 PC266 76 1200
667 (1) 4.1 PC133 70 1148
600 (2) 4.1 PC100 50 - (2)

(1) Transmeta-Testsystem, 128 MByte, Grafikkarte Asus V3800-PCI (Nvidia TNT2-Ultra, Detonator v6.31, DirectX 7.0A)
(2) Sony Vaio PCG-C1VE; 3D-Messungen aufgrund anderem Chip nicht vergleichbar
3DMark: 3Dmark 2000, Version 1.1, 800x600x16, Software-T&L

Allerdings ist das Sparpotenzial durch stromsparende Prozessoren begrenzt: Von den 12 Watt des Sony Vaio unter Volllast frisst der Prozessor nur rund ein Drittel der Leistung (4,5 W); etwas mehr geht für das (vergleichsweise sparsame) Display drauf (4,7 W), den Rest verbrauchen Speicher, Festplatte und Grafikchip (2,8 W). Die Leistungsaufnahme dieser Komponenten muss ebenfalls sinken, um wirklich längere Akku-Laufzeiten zu erhalten.

Weitere Details sowie ausführliche Benchmark-Ergebnisse und Vergleichsmessungen mit dem Intel Celeron bringt die c't 26/2000 (ab dem 18. Dezember im Handel). (jow)