Trittin ruft Handyhersteller zur Mitarbeit bei Ă–kolabel auf

Bundesumweltminister Jürgen Trittin möchte eine freiwillige Kennzeichnung besonders strahlungsarmer Mobiltelefone erreichen.

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  • Stefan Gneiting

Eine freiwillige Kennzeichnung besonders strahlungsarmer Mobiltelefone möchte Bundesumweltminister Jürgen Trittin erreichen. Er rief die Handyhersteller auf, bei der Entwicklung eines Gütesiegels mitzuarbeiten. "Das von uns -- etwa im Rahmen des Blauen Engels -- angestrebte Ökolabel entspricht den Bedürfnissen vieler Verbraucherinnen und Verbraucher. Es soll darüber hinaus Anreiz für die Hersteller sein, sich bei der Entwicklung künftiger Handy-Generationen verstärkt dem Thema Vorsorge zu stellen", sagte Trittin.

Die ministerliche Aufforderung dürfte die Diskussion um eine Kennzeichnung weiter anheizen: Im Dezember vergangenen Jahres versprachen die Netzbetreiber in einer mit Bundeskanzleramt und Bundesumweltministerium ausgehandelten freiwilligen Selbstverpflichtung, "die Hersteller zu drängen, ein Qualitätssiegel für Handys mit besonders niedrigem SAR-Wert zu entwickeln". Die spezifische Absorptionsrate SAR ist ein Maß für die Energie, die im menschlichen Gewebe absorbiert wird.

Die Handybauer selbst waren zu den Verhandlungen über die Selbstverpflichtung nicht eingeladen. Darüber und über den grundsätzlichen Sinn eines Ökolabels wird jetzt hinter den Kulissen heftig gestritten. Uwe Kullnick, Sprecher des Arbeitskreises "Mobilfunk und Gesundheit" bei dem Branchenverband BITKOM und zugleich Sprecher der Handyhersteller, sieht keine Notwendigkeit für ein Ökolabel: "Das geforderte Siegel -– mit seinem Bezug auf die SAR -– suggeriert eine verminderte Qualität der nicht ausgezeichneten Geräte in Hinblick auf die gesundheitliche Sicherheit und damit einen wissenschaftlich unhaltbaren Zusammenhang zwischen niedrigem SAR-Wert und angeblich höherer Gesundheit", erklärt Kullnick die ablehnende Haltung der Mobiltelefonhersteller.

Diese sind der Meinung, dass sie ihrer Informationspflicht mit der freiwilligen Offenlegung der SAR vollauf genügen. Seit Oktober 2001 veröffentlichen sie die spezifische Absorptionsrate neuer Modelle in der Bedienungsanleitung und im Internet. Ab März 2002 sollen auch die Werte für ältere Modelle offengelegt werden. Bundesumweltminister Trittin sieht trotz dieser Angaben ein Informationsdefizit: "Ein Umweltsiegel kann Orientierung bei der Kaufentscheidung bieten und die Strahlungswerte müssen so nicht nach Erwerb mühsam im Kleingedruckten der Bedienungsanleitung gesucht werden."

Für Kullnick ist die Diskussion dagegen nichts als politische Spiegelfechterei: "Das Label nützt nichts und hat als einzigen Effekt, dass das BMU sich durchgesetzt und der bösen Industrie ein Gütesiegel aufgezwängt hat." Eine Möglichkeit, ein freiwilliges Gütesiegel mit Zwang durchzusetzen, hat das Bundesumweltministerium naturgemäß nicht. Solange die Handyhersteller sich der zusätzlichen Kennzeichnung verweigern, hat ein Ökolabel auf Handys keine Chance. (Stefan Gneiting) / (anm)