Trotz Atomausstieg: Weniger Treibhausgasemissionen bei der Stromerzeugung

Laut Bundesregierung belastete die Bruttostromerzeugung in Deutschland 2023 das Klima trotz vollendetem Ausstieg aus der Kernenergie geringer als im Vorjahr.

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Luftbild des AKW Isar 2

Das Kernkraftwerk Isar 2 bei Landshut war eines der letzten, die stillgelegt wurden.

(Bild: E.ON Kernkraft GmbH CC BY-SA 3.0)

Lesezeit: 3 Min.

Nach Angaben der Bundesregierung ist die Treibhausgasintensität der Bruttostromerzeugung in Deutschland 2023 "trotz Vollendung des Ausstiegs aus der Kernenergie" um 49 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro erzeugter Kilowattstunde (kWh) im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Reduktion habe sich damit "gegenüber dem Vorkrisentrend" zuletzt sogar wieder beschleunigt. Dies erklärt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in einer jetzt veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion. 1990 sind demnach pro kWh erzeugtem Bruttostrom noch 760 Gramm CO2 ausgestoßen worden. Bis 2020 sei dieser Wert auf 360 Gramm gesunken.

Infolge der bereits im Vorjahr des russischen Angriffskriegs beginnenden Gaspreiskrise sei dieser Trend "in den Jahren 2021 und 2022 unterbrochen worden", führt die Regierung aus. Denn damals sei mit dem Ziel, Gas zu sparen, "krisenbedingt wieder vermehrt Kohle verstromt" worden. Die Aussichten seien aber positiv: Das Umweltbundesamt (UBA) rechne trotz der geänderten Bedingungen damit, dass der CO2-Wert bis 2030 auf 100 Gramm sinken werde. Die aktuelle UBA-Projektion zur Wirkung der derzeitigen Klimamaßnahmen der Bundesregierung mit Stand 2024 und Szenarien zur Erreichung eines treibhausgasneutralen Energiesystems in Deutschland zeigten "jeweils eine rapide fortgesetzte Dekarbonisierung des Stromsystems". Das Umweltbundesamt erwarte in der zweiten Hälfte der 2020er "eine Rückkehr zum langfristigen Dekarbonisierungspfad".

Für andere EU Mitgliedsländer liegen der Regierung nur Kenntnisse über die historischen durchschnittlichen Kohlendioxidemissionen vor. Im historischen Vergleich seien die durchschnittlichen CO2-Ausstöße im Stromsektor in Deutschland im Vergleich mit der gesamten EU besonders schnell gesunken. Generell sei mit Blick nach vorn davon auszugehen, dass Staaten, welche die erneuerbaren Energien besonders schnell ausbauen beziehungsweise aus der Nutzung der Kohleenergie im Stromsektor ausstiegen, ihre Emissionen im Stromsektor besonders rasch reduzieren könnten. 2022 gab es in der EU laut der Europäischen Umweltagentur eine große Spannbreite bei der durchschnittlichen Intensität von Kohlendioxidemissionen. Am besten schnitten demnach Schweden mit 8 und Finnland sowie Luxemburg mit je 62 Gramm CO2 pro kWh ab. Die Schlusslichter bildeten Estland und Polen mit 693 beziehungsweise 681 Gramm.

Primär interessierte sich die AfD für die Folgen der neuen Batterieverordnung für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Nach Plänen der EU-Kommission solle für die Klimabilanz von Batterien nur noch der durchschnittliche CO2-Ausstoß für die Stromerzeugung im Produktionsland zählen, zeigt sich die Oppositionsfraktion besorgt. Einzelne Unternehmen hätten damit nicht die Möglichkeit, über sogenannte Erneuerbare-Energien-Zertifikate individuell eine "ausreichende" CO2-Bilanz nachzuweisen. Zum derzeit laufenden EU-Konsultationsprozess zu diesem Thema will sich die Regierung aber derzeit nicht äußern, da sie sich dazu "aktuell im ressortinternen und -übergreifenden Willensbildungsprozess" befinde. Sie listet aber detailliert auf, welche öffentlichen Mittel in Form von Subventionen und sonstigen Förderungen Batteriehersteller in Deutschland seit dem Jahr 2017 erhalten haben.

(nie)