Trotz Umsatz- und Nutzerzuwachs: Snaps Aktien fallen um fast 27 Prozent

Snapchat verzeichnet langsameres Wachstum und steigende Verluste. Snaps Geschäftsentwicklung beunruhigt die Anleger auch anderer Firmen wie Alphabet und Meta.

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Handy mit Social-Media-Apps

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Die Macher der Foto-App Snapchat haben mit ihren Geschäftszahlen und einem vorsichtigen bis negativem Ausblick einen Dominoeffekt auf dem Aktienmarkt ausgelöst. So fielen neben den um fast 27 Prozent gesunkenen Aktien von Snap selbst auch die Papiere der Google-Mutter Alphabet und von Facebook-Eigentümer Meta um 3 beziehungsweise 5 Prozent.

Snap hat im vergangenen Quartal 13 Prozent mehr Umsatz als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und damit 1,11 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Im Jahresabstand sind aber gleichzeitig Betriebsverlust um 108 Prozent auf 401 Millionen Dollar und Nettoverlust um sogar 178 Prozent auf 422 Millionen Dollar gestiegen. Und das, obwohl die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent auf 347 Millionen angestiegen ist.

Damit hat Snap nicht nur Erwartungen der Anleger, sondern auch seine eigene nicht erfüllt. Vor zwei Monaten hat das Unternehmen bereits gewarnt, dass Snaps Quartalsziele in Gefahr seien, da das Werbegeschäft lahmt. Damals hatte Snap ein Wachstum von 20 bis 25 Prozent in Aussicht gestellt. Investoren hatten laut CNBC einen Quartalsumsatz von 1,14 Milliarden Dollar geschätzt, was auf ein Wachstum von 16 Prozent hinausgelaufen wäre.

Daneben kündigte Snap an, Aktien im Wert von 500 Millionen Dollar zurückzukaufen. Trotz der Verluste hat das Unternehmen nach eigenen Angaben noch 4,9 Milliarden Dollar in liquiden Mitteln. Snap hat außerdem die Verträge mit zwei der Mitgründer, CEO Evan Spiegel und Technikchef Bobby Murphy, bis mindestens Januar 2027 verlängert. Sie erhalten 1 Million Dollar Jahresgehalt. Bei den eigenen Mitarbeitern tritt Snap dagegen auf die Bremse. So sollen die Neueinstellungen zurückgefahren werden.

Die Snap-Führung zeigt sich im Brief an die Investoren unzufrieden vom eigenen Ergebnis: Diese "spiegeln nicht das Ausmaß unserer Ambitionen wider". Der Werbemarkt habe sich verändert, nachdem Apple seine App-Tracking-Transparenz für Werbung eingeführt hat. Snap arbeitet nun an anderen Wegen zum Umsatzwachstum. So sollen die Anzeigen auf der Plattform besser analysiert und personalisiert werden.

Auch neue Einnahmequellen sollen dabei helfen. Vor wenigen Tagen hat Snapchat eine Web-Version bekommen. Ein Abo-Modell für Vielnutzer namens "Snapchat Plus" soll in den ersten drei Wochen nach Einführung Ende Juni wohl bereits recht erfolgreich sein. Für 4 Dollar pro Monat bekommen Anwender einige kosmetische Änderungen der App, aber Werbung wird weiterhin eingeblendet.

Auf eine detaillierte Prognose für das laufende Quartal verzichtet Snap aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten in der Branche. Snap finanziert sich überwiegend durch Werbung und in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit werden Werbekunden oft zurückhaltender. Da auch Google und Facebook auf Werbeeinnahmen angewiesen sind, betrifft dies auch die Großunternehmen. Alphabet und Meta werden ihre Geschäftszahlen im Laufe der nächsten Woche veröffentlichen.

(fds)