Turtelei zwischen British Telecom und AT&T

Die Wirtschaftpesse spekuliert über Fusionpläne von AT&T und British Telecom.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Rabanus

Die US-amerikanische Telefongesellschaft AT&T und der britische Exmonopolist British Telecom (BT) erwägen nach Informationen des Wall Street Journal, ihre Zusammenarbeit zu intensivieren oder sogar die beiden Unternehmen zu fusionieren. Seit zwei Jahren arbeiten beide Unternehmen schon in dem Joint-Venture Concert zusammen, das Geschäftskunden rund um den Globus einen Allroundservice in Sachen Telekommunikation anbietet.

Bislang seien noch keine offiziellen Gespräche geführt worden, schreibt das US-Blatt. Die Chefs der beiden Unternehmen, Peter Bonfield von BT und Michael Armstrong von AT&T, hätten bislang lediglich in eher privaten Gesprächen die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit erwogen. Beide Unternehmen könnten durch eine Zusammenführung ihrer Geschäftsaktivitäten hohe Einsparungen realisieren.

Kosteneinsparungen und Steigerung des Shareholder Value ist natürlich beiden Unternehmensleitern ein wichtiges Anliegen. AT&T steht seit Monaten an der Börse gar nicht gut da: Während das Papier des Konzerns Ende März noch 60 US-Dollar kostete, ist der Kurs mittlerweile auf gut die Hälfte gefallen. Gesterm schloss er bei 32,19 US-Dollar. Persönlich bedeutet dies für Armstrong natürlich eine Schwächung seiner Position.

Bonfield verfolgt derzeit eine agressive Expansionspolitik in Europa. Nach der Übernahme der Kontrolle über Telekommunikationsgesellschaften in Irland und den Niederlanden haben der deutsche Energiekonzern E.ON und BT gestern erst bekannt gegeben, dass E.ON seine Anteile an Viag Interkom in der ersten Hälfte des nächsten Jahres an BT abgeben kann. Der zunächst vereinbarte Transaktionspreis von 6,6 Milliarden Euro erhöhte sich wegen des gestrigen Auktionserfolgs von Viag Interkom – das Unternehmen ersteigerte eine UMTS-Lizenz für 16,52 Milliarden Mark – auf 7,3 Milliarden Euro. Außerdem ist BT weiterhin daran interessiert, auch die zehn Prozent, die die norwegische Telefongesellschaft Telenor noch an Viag Interkom hält, ebenfalls zu erwerben. Schließlich wären dann noch E.ON-Beteiligungen an der österreichischen Connect Austria und der schweizerischen Orange Communications, an denen BT auch interessiert ist. Zwar habe es schon Diskussionen über beide Unternehmen mit E.ON gegeben, wie Bonfield der Financial Times Deutschland verriet, aber es sei zu früh, um schon definitive Aussagen dazu zu machen.

Um seine Pläne umzusetzen, braucht Bonfield auf jeden Fall viel Geld. Einsparungen kämen ihm da gerade recht – zumal sich nach den jüngsten Erwerbungen die Schulden von BT verdoppelt haben und das Management von BT auch schon über einen Börsengang von Tochterunternehmen offen nachdenkt, um wieder Geld in die Kasse zu bekommen. Aus einer Fusion von AT&T und BT würde ein riesiger Konzern mit einer Marktkapitalisierung von rund 185 Milliarden US-Dollar und etwa 26 Millionen Kunden hervorgehen. Allerdings würden sich die Kartellbehörden einen solchen Zusammenschluss sicherlich sehr genau ansehen; spätestens seit der gescheiterten Fusion von Worldcom und Sprint ist fusionswilligen Unternehmen klar, dass sie ihre Pläne nicht immer ohne Weiteres in die Tat umsetzen können. (chr)