Twitter: Accounts mit blauen Haken verbreiten Fake News zum Ukraine-Krieg

Auf Twitter gehen immer wieder falsche Behauptungen zum Ukraine-Krieg viral, unterstützt durch Accounts mit den blauen Haken. Das hat die BBC ermittelt.

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Twitter Verified auf Smartphone

(Bild: Koshiro K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Auf Twitter gehen weiterhin falsche und irreführende Behauptungen zum Krieg in der Ukraine viral, die auch von Accounts mit einem blauen Haken verbreitet werden. Das hat die BBC ermittelt und dafür mehrere Beispiele zusammengetragen, teilweise wurden die Tweets millionenfach angesehen. Blaue Haken haben früher verifizierte Accounts gekennzeichnet, inzwischen bekommt man sie gegen Bezahlung. In den analysierten Beiträgen ging es demnach um Waffen aus der Ukraine in Frankreich, Misshandlungen von Kleinkindern, einen Raketenangriff und die Wahlen in der Ukraine. Twitter selbst hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert, auf eine Anfrage des BCC kam offenbar nur die Standardantwort eines Kack-Emojis.

Mehr als eine Million Mal angesehen wurde demnach die falsche Behauptung, dass auf Demonstrierende in Frankreich mit Waffen geschossen worden sei, die aus der Ukraine gekommen sein könnten. Mehrere Twitter-Accounts mit blauen Haken hätten die Behauptung geteilt, die die BBC zu einem Kreml-treuen Telegram-Account zurückverfolgt hat. Die falsche Behauptung, dass russische Soldaten in der Ukraine schlimmste Beispiele für Kindesmisshandlungen entdeckt haben, gehe wiederum auf ein Fake-News-Portal im Internet zurück und sei ebenfalls von Accounts mit blauen Haken geteilt worden. Die falsche Behauptung, dass eine auf die Stadt Kramatorsk abgefeuerte Rakete von ukrainischer Seite abgeschossen wurde, gehe sogar direkt auf einen Account mit einem blauen Haken zurück.

In jüngster Zeit seien derweil Beiträge massenhaft auf Twitter geteilt worden, in denen behauptet wird, Präsident Selenskyj habe die für 2024 anstehenden Wahlen abgesagt und damit faktisch die Demokratie abgeschafft. Diesbezügliche Tweets von Accounts mit einem blauen Haken seien hunderttausendfach angesehen worden, dabei verbiete die Verfassung der Ukraine die Auflösung des Parlaments und landesweite Wahlen, während das Kriegsrecht gilt. Das ist in Kraft, seit die Ukraine vor mehr als 500 Tagen von Russland angegriffen wurde.

Die Analyse der BBC weist einmal mehr auf die Probleme hin, die mit den Änderungen bei Twitter nach der Übernahme durch Elon Musk einhergehen. Blaue Haken galten vorher als ein wichtiger Indikator für Glaubwürdigkeit, viele wurden an Journalisten und Journalistinnen vergeben. Zwar war die Reformwürdigkeit des Systems bekannt, vor allem aber auch, weil Twitter jahrelang keine neuen Accounts verifiziert hatte. Welche Probleme es nach sich ziehen kann, wenn die Haken nun gegen Bezahlung vergeben werden und trotzdem von einer Verifizierung die Rede ist, hatte sich im Mai gezeigt. Damals war das gefälschte Foto einer Explosion vor dem US-Verteidigungsministerium auf Twitter verbreitet worden, kurzzeitig gaben sogar die US-Aktienmärkte nach.

(mho)