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Twitter: Blauer Haken wird bei Relevanz auch willkürlich vergeben

Der blaue Haken sollte bei Twitter eigentlich nur noch gegen Bezahlung erhältlich sein. Nun erhielten ihn auch Großaccounts, die ihn gar nicht abonniert haben.

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Paris,,France,,October,8.,2022:,Portrait,Of,Business,Magnate,And

(Bild: kovop58/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Das neue Geschäftsmodell Twitter Blue, mit dem man in bei Twitter einen blauen Haken am Namen abonnieren kann, scheint wohl nicht so wie gewünscht zu laufen. Jedenfalls erhielten den blauen Haken auch Prominente und Organisationen, die ihn gar nicht bestellt haben.

Einst wurde der blaue Haken im Twitter-Profil geschaffen, um relevante Accounts zu kennzeichnen, deren Inhaber Twitter gegenüber ihre Identität verifizierten. Somit konnte man sich bisher sicher sein, dass ein Account mit blauen Haken am Namen auch zu der Person oder Organisation gehört, deren Namen er trägt. Die Twitterübernahme durch Elon Musk änderte dies: Auf der Suche nach Einnahme-Quellen glaubt der neue Inhaber mit den begehrten blauen Haken eine neue Geschäftsidee gefunden zu haben. Mit Twitter Blue schuf Musk ein Abomodell um den blauen Haken.

Der nach Twitter Blue registrierte Haken am Namen weist nun nur noch nach, dass der Accountbesitzer über eine Telefonnummer verfügt und bereit ist, um 8 Dollar im Monat für die Kennzeichnung zu berappen – eine Prüfung des Namens erfolgt nicht mehr. Für Scherz-, Spam- oder Desinformationsaccounts ist die Schwelle sehr gering, sich eine seriös klingende Account-Umgebung zu besorgen.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Vergangene Woche ist die Übergangsfrist abgelaufen: Bei denjenigen, die ihn noch nach altem System registrierten und nicht bereit waren, auf Twitter Blue umzusteigen, wurden die Haken entfernt. Eigentlich.

US-Autor und Twitter-Kritiker Stephen King, Basketballer LeBron James und Captain-Kirk-Darsteller William Shatner trugen ihn zu ihrer Überraschung weiter, obwohl sie Twitter Blue nicht abonnierten. Musk erklärte bei Twitter, deren Twitter-Blue-Abos aus eigener Tasche zu bezahlen. Anscheinend ist seine Spendierhose doch größer: Nun meldeten sich mehrere Accounts, dass sie ungefragt und ohne eigenes Zutun einen blauen Haken erhielten. Es scheint so, als seien vor allem Accounts mit über eine Million Followern von der Funktion betroffen.

Zudem seien selbst Accounts toter Persönlichkeiten wie Black-Panther-Darsteller Chadwick Boseman mit blauen Haken versehen worden. Und viele der lebendigen Zwangsbeglückten sind mit dem Haken nicht glücklich – behauptet doch der Infotext, dass der Account dafür Geld bezahlt und seine Telefonnummer verifiziert hat. Und nicht jeder möchte angesichts steigendem Hatespeech nach der Musk-Übernahme mit dem Premium-Dienst in Verbindung gebracht werden.

Ein erster Fix ist bei Twitter auch im Umlauf: Wenn man seinen Namen ändert, verschwindet auch der blaue Haken. Vorerst. So hat der neue blaue Haken seine eigene Ironie: Während sich Mancher früher ein Bein ausgerissen hat, um einen zu erhalten, kämpfen jetzt einige Zwangsbeglückte darum, ihn loszuwerden. Wie sich die Zeiten doch ändern.

(mawi)