Twitter hat jetzt die geprüften blauen Haken gelöscht
Lange standen blaue Haken bei Twitter-Konten für Authentizität und Notabilität. Am Donnerstag wurden sie gelöscht. Verbliebene blaue Haken stehen für "hat $8".
Elon Musk hat auf Twitter die letzten blauen Haken löschen lassen, die angezeigt haben, dass das jeweilige Twitter-Konto tatsächlich von der Person oder Einrichtung mit hohem Bekanntheitsgrad betrieben wird. Wer jetzt noch blaue Haken bei Twitter-Konten erspäht, muss wissen, dass diese eine völlig andere Bedeutung haben: Der Kontoinhaber hat Herrn Musk acht Dollar, rund zehn Euro oder einen ähnlichen Geldbetrag zukommen lassen.
So viel kostet Einzelpersonen das Abonnement für "Twitter Blue" pro Monat. Das Konto muss mindestens 30 Tage bestehen und eine bestätigte Telefonnummer hinterlegt haben, um einen Haken zu erhalten.
Das Kreuz mit den neuen Haken
Etwaige Irreführungen, Betrügereien, Desinformation oder Spam dürfen nicht erkennbar sein. Ob der Kontobetreiber tatsächlich derjenige ist, der er zu sein vorgibt, überprüft Twitter nicht mehr. Auch das bisherige Kriterium, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist gefallen: Das öffnet Schabernack Tür und Tor. Man denke an Namensvettern Prominenter wie Olaf Scholz oder Gerd Müller. Zugreifen darf jeder, selbst von Taliban nimmt Musk Geld.
Für Unternehmen hat Twitter goldene Haken, für Konten der öffentlichen Hand graue. Diese kosten deutlich mehr, nämlich mindestens 1.000 US-Dollar pro Monat pro Organisation plus 50 Dollar pro Monat für jedes mit der jeweiligen Organisation verbundene Twitter-Konto. In Europa sind die Preise meist höher (monatlich 950 Euro pro Organisation plus monatlich 50 Euro pro Konto, jeweils zuzüglich Umsatzsteuer).
Mastodon wächst
Gleichzeitig hat Twitter-Chef Musk hohe Gebühren für die Nutzung der Programmschnittstellen (API) Twitters eingeführt. Immer mehr Organisationen beschließen daher, Twitter keine weiteren Inhalte mehr zur Verfügung zu stellen. Manche steigen auf das Fediverse um.
Speziell Mastodon erfreut sich regen Zulaufs. Auf Mastodon betreibt heise online seit einem Vierteljahr eine eigene Instanz; neuerdings tasten sich auch die ARD und das ZDF mit eigenen Mastodon-Instanzen ins Fediverse vor. Microsofts nutzt die Gunst der Stunde und bietet auf seiner Plattform LinkedIn kostenlose Verifizierung von Identität und Arbeitgeber an. Mark Zuckerberg hingegen möchte Kleingeld machen und führt bei Meta ebenfalls gebührenpflichtige Kennzeichnungen ein.
Kurz nach der Entfernung der blauen Haken, hat Elon Musk zugegeben, dass es mindestens drei Ausnahmen gibt. Der US-Autor Stephen King, der Basketballer LeBron James und der Schauspieler William Shattner haben ihren blauen Haken behalten, obwohl sie nicht dafür bezahlt haben. Die Kosten übernimmt Musk angeblich selbst. King und James hatten vorher explizit deutlich gemacht, dass sie nicht für Twitter bezahlen würden, der Haken behauptet nun das Gegenteil.
(ds)