Twitter: Musk schaltet gesperrte Accounts von Journalisten wieder frei

Nach internationaler Kritik schaltet Elon Musk die gesperrten Accounts von US-Journalisten wieder frei. Auf Twitter ließ er einmal mehr die Nutzer entscheiden.

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(Bild: Koshiro K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Nach internationaler Kritik schaltet Elon Musk die gesperrten Twitter-Konten mehrerer US-Journalisten wieder frei. Im Vorfeld hatte der Twitter-Chef einmal mehr eine Umfrage über sein soziales Netzwerk gestartet, ob die Konten entsperrt werden sollen. Die Accounts wurden am Donnerstag gesperrt, weil sie angeblich gegen die Nutzungsbedingungen von Twitter verstoßen haben – Musks Vorwurf lautete: "Doxxing".

Kurz nachdem auf Twitter der Account zur Verfolgung von Musks Privatjet, "Elonjet", gesperrt wurde, folgte die Sperrung von mindestens sechs weiteren Konten, die bekannten US-Journalisten gehörten. Diese hätten Musk zufolge über die Sperrung des "Elonjet"-Accounts berichtet. Musk begründete die Sperrung von "Elonjet", der den Aufenthaltsort seines Privatjets in Echtzeit verfolgte und anzeigte, damit, dass durch die Bekanntgabe der Position seines Jets Gefahr für ihn und seine Familie bestehe. "Doxxing" – die Preisgabe von persönlichen Daten zu einer Person – warf er auch den Journalisten vor und twitterte, dass für Journalisten dieselben Regeln wie für alle anderen gelten würden.

In der Umfrage, die Musk gestern auf Twitter startete, ließ er die Nutzer nicht entscheiden ob, sondern wann die Accounts entsperrt werden sollten. Die knapp 3,7 Millionen Teilnehmer konnten zwischen "Sofort" und "In 7 Tagen" wählen – 58,7 Prozent entschieden sich für "Sofort". Zwar hatte Musk nach der Übernahme angekündigt, ein neues Gremium zum Umgang mit kontroversen Inhalten schaffen zu wollen, und vorher stünden auch die Freischaltungen gesperrter Accounts nicht zur Diskussion. Aber mittlerweile scheint sich herauszukristallisieren, dass das "Gremium" sich aus Twitter-Nutzern zusammensetzen würde. Über den gesperrten Account von Donald Trump ließ er im vergangenen Monat ebenfalls die Nutzer entscheiden. Das "neue Gremium" sollte entstehen, weil Musk große Teile der Belegschaft nach der Übernahme entlassen hatte, darunter befanden sich demnach auch Moderatoren, Marketing und das Team für politische Beziehungen.

Elon Musks Umfrage zur Freischaltung der gesperrten Journalisten-Accounts

(Bild: Twitter)

Nach der Sperrung der Journalisten zeigten sich am Freitag auch die Vereinten Nationen zutiefst beunruhigt über die Entwicklung des Netzwerks unter der Führung von Musk. Reporter dürften auf einer Plattform, die vorgebe, ein Raum für Meinungsfreiheit zu sein, nicht durch die willkürliche Sperrung von Konten zum Schweigen gebracht werden, sagte laut der Deutschen Presse Agentur UN-Sprecher Stephane Dujarric am Freitag in New York. Besorgniserregend sei auch der Anstieg von Hassreden, Desinformationen zum Klima und andere Themen auf Twitter.

Twitter habe sich in der Vergangenheit zu einer wichtigen Kommunikationsplattform für Regierungen, Behörden und Politiker auf der ganzen Welt entwickelt, so die UN. Medien- und Regierungsvertreter auf der ganzen Welt kritisierten Musk scharf und warfen ihm vor, die Pressefreiheit nach Belieben einzuschränken. Der gesperrte Journalist Tony Webster twitterte nach der Aufhebung seiner Sperre, dass es kein "Doxxing" gegeben habe, in seiner Biografie auf Twitter ist allerdings sein Mastodon-Account angegeben.

Nach der Sperrung der Journalisten-Accounts war das Teilen von Links zu bestimmten Mastodon-Instanzen nicht mehr möglich. Anschließend wurden Links, die auf Mastodon verwiesen, auf Twitter als unsicher gekennzeichnet. Seit der Twitter-Übernahme von Elon Musk sind viele zum dezentralen Nachrichtendienst Mastodon gewechselt, das zeitweise unter der Last schwer oder gar nicht zu erreichen war. Aufgrund der einbrechenden Werbeeinnahmen dürfte auch der Wechsel vieler Nutzer zu Mastodon ein Dorn im Auge des neuen Twitter-Besitzers sein.

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Einem Bericht Semafors zufolge sucht Elon Musk nach Investoren für Twitter. Demnach hat Musks rechte Hand und Vermögensverwalter, Jared Birchall, potenziellen Investoren Anteile für 54.20 US-Dollar angeboten, den Preis, den Musk bei der Übernahme pro Aktie bezahlt hat. Nachdem in dieser Woche bekannt wurde, dass Twitter seit Wochen keine Miete mehr zahlt und die Einbehaltung von Abfindungen prüft, verkaufte Musk Tesla-Aktien im Wert von knapp 3,58 Milliarden Dollar.

(bme)