Twitter-Übernahme: Twitter muss Dokumente an Musk-Anwälte rausrücken
Ob Musk Twitter übernehmen muss, hängt unter anderem von der Zahl der Spam- und Bot-Konten ab. Nun bekommt Musk neue Dokumente, die darauf hinweisen könnten.
Im Vorfeld der Gerichtsverhandlung zur Twitter-Übernahme-Klage gegen Tesla-Chef Elon Musk am 17. Oktober haben die Anwälte des Multimilliardärs einen Teilerfolg erzielen können. Die mit dem Fall betraute Richterin gab einem Antrag der Anwälte von Musk statt, Dokumente des ehemaligen Leiters für Verbraucherprodukte bei Twitter, Kayvon Beykpour, herauszugeben, wie Bloomberg am Dienstag berichtet. Die Anwälte erhoffen sich, aus den Dokumenten Informationen zu erlangen, die Aufschluss über die Anzahl der Spam- und Bot-Accounts bei Twitter geben. Musk will so die 44 Milliarden US-Dollar schwere Twitter-Übernahme umgehen, die er vorschnell angestoßen hatte.
Überprüfung der Dokumente
Allerdings hatten die Anwälte von Musk auch die Herausgabe der Namen derjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefordert, die an der Berechnung der Anzahl der Spam- und Bot-Konten beteiligt waren. Twitter hat bisher lediglich Namen von Mitarbeitern genannt, die nur wenig mit den Daten vertraut waren. Die Richterin lehnte es am Montag ab, dass Twitter von weiteren 21 Personen Dokumente sammeln und zur Verfügung stellen muss. Die Anwälte von Musk müssen sich nun mit den Dokumenten von Beykpour, die auch seine Kommunikation umfassen, zufriedengeben.
Alex Spiro, einer der Anwälte von Musk, sagte nach Angaben von Bloomberg: "Wir freuen uns darauf, die Kommunikation von Beykpour zu überprüfen und werden weiterhin nach Informationen und Zeugen suchen, bis die ganze Wahrheit ans Licht kommt."
Beykpour hatte Twitter bereits im Mai 2022 verlassen. Er war seit 2015 bei Twitter, nachdem der damalige Twitter-CEO Jack Dorsey Beykpours Live-Video-App Periscope übernommen hatte. Das zunächst verlockende Geschäft erhielt aber schnell einen Dämpfer wegen rechtlicher Probleme bei Live-Übertragungen, sodass Twitter sie im April 2021 einstellte. Beykpour kümmerte sich bei Twitter um die Live-Audio-Spaces "Super Follows" und Newsletter, bevor er – offenbar auf Druck des neuen Twitter-CEOs Parag Agrawal – gehen musste.
Für Musk ist der Nachweis, dass Twitter fehlerhafte Angaben zur Anzahl der Spam- und Bot-Accounts gemacht hat, von zentraler Bedeutung, um den Prozess zu seinen Gunsten entscheiden zu können. Musk argumentiert, dass Twitter ihn über deren Anzahl getäuscht habe. Musk hatte als Nachweis die Anzahl der Spam- und Bot-Konten mit einem eigenen Tool ermitteln lassen. Twitter stufte dieses jedoch als unzuverlässig ein. Twitter pocht deshalb auf die von Musk zunächst vorangetriebene, dann jedoch aufgekündigte Übernahmevereinbarung.
(olb)