Twitter verbietet vorübergehend Verlinkung zu Facebook, Instagram und Mastodon

Ein Verbot, auf Twitter zu Konkurrenzdiensten zu verlinken, wurde nach Stunden offenbar zurückgenommen. Jetzt will Elon Musk wissen, ob er CEO bleiben soll.

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(Bild: kovop58/Shutterstock.com)

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Nach einem turbulenten Wochenende war es auf Twitter am Sonntagabend vorübergehend verboten, zu Accounts auf bestimmten sozialen Netzwerken zu verlinken – darunter Facebook, Instagram und Mastodon. Nach heftiger Kritik auf und außerhalb der Plattform wurde die Regeländerung inzwischen offenbar wieder zurückgenommen, die Ankündigung und die Seite im Regelwerk sind verschwunden. Links zu Accounts bei dem Twitter-Konkurrenten Mastodon können derweil weiterhin nicht getwittert werden. Wird das versucht, erscheint weiterhin eine Fehlermeldung.

Fehlermeldung beim Versuch, einen Link zu Mastodon zu twittern.

(Bild: Screenshot)

Twitter-Chef Elon Musk erklärte, dass die Regeln dahingehend angepasst würden, dass nur noch Accounts gesperrt werden, deren hauptsächlicher Zweck die Bewerbung von Konkurrenten sei. Später begann er eine Umfrage dazu, ob er Geschäftsführer bleiben sollte.

Wie es zwischenzeitlich im Regelwerk von Twitter hieß, wollte der Dienst jegliche unbezahlte Werbung für bestimmte soziale Netzwerke entfernen. Als verboten aufgezählt wurden Facebook, Instagram und das zunehmend beliebte Mastodon, aber auch Truth Social von Ex-US-Präsident Donald Trump sowie Dienste namens Tribel, Post und Nostr.

Nicht aufgeführt waren unter anderem die chinesischen Dienste TikTok und WeChat, aber auch bei Rechten und Rechtsextremen beliebte Portale wie Parler. Dafür traf es mit Nostr eine laut Selbstbeschreibung "wirklich zensur-resistente Twitter-Alternative", der Twittergründer Jack Dorsey erst vor wenigen Tagen über 200.000 US-Dollar gespendet hat, wie Coindesk berichtet. Inzwischen ist das Verlinkungsverbot in Twitters Regelwerk nicht mehr aufgeführt.

Nachdem Twitter das Verlinkungsverbot öffentlich gemacht hatte, gab es einhellige Kritik, bei der auch Musk selbst zitiert wurde. Dieser hatte Anfang Juni getwittert, "die Nagelprobe für zwei konkurrierende sozioökonomische Systeme besteht darin, welche Seite eine Mauer bauen muss, um die Menschen an der Flucht zu hindern". Das sei dann die schlechte.

Außerdem war darauf hingewiesen worden, dass das Verlinkungsverbot gegen den Digital Markets Act der Europäischen Union verstoßen dürfte. Gleichzeitig hatte es den Anschein, dass Twitters neue Regeln vor allem gegen die zuletzt wieder stärker wachsende Alternative Mastodon gerichtet zu sein schien. Wer Twitter verlässt, verbreitet dort häufig einen Link zu seinem Mastodon-Account, den einige Internetdienste automatisch finden und zuordnen können.

Musk selbst hat inzwischen auf Twitter geschrieben, dass das "gelegentliche Teilen" von Links in Ordnung sei, nicht aber die "unerbittliche Werbung für Konkurrenten", für die nicht bezahlt wird. Warum die neue Regel erst öffentlich gemacht und dann offenbar stillschweigend zurückgenommen wurde, schreibt Musk nicht. Stattdessen hat er erneut eine Twitterumfrage begonnen, um zu erfragen, ob er als Chef von Twitter zurücktreten soll. Er werde sich an die Umfrage halten, versichert er. Einen Zeitplan nennt er dabei nicht. Bereits vor einem Monat hatte er angekündigt, nach der Neuausrichtung des Mikroblogging-Diensts eine neue Unternehmensführung berufen zu wollen. Bislang habe er niemanden gefunden, der oder die den Job übernehmen wolle, twitterte er noch.

Das Hin und Her um die Verlinkung anderer sozialer Netzwerke folgte am Sonntag auf die Auseinandersetzung rund um einen Twitter-Account, der öffentlich gemacht hat, wo sich Musks Privatjet befindet. Jener war genauso gesperrt worden, wie die Accounts mehrerer bekannter Journalisten, die darüber berichtet haben.

Musk begründete die Sperrung mit dem Vorwurf, die Bekanntmachung der Position des Flugzeugs bedeute für ihn und seine Familie eine Gefahr. Bei einem von Musk bekannt gemachten Stalking-Vorfall gibt es laut Washington Post aber keine Verbindung zu dem Flugzeugtracker. Vorübergehend gesperrt wurde auch der Twitter-Account von Mastodon. Inzwischen sind die viel kritisierten Sperren, mit Ausnahme der von ElonJet, aufgehoben worden, aber die Vorkommnisse verdeutlichen, wie abhängig die Plattform von den Befindlichkeiten des neuen Chefs ist.

(mho)