UK-Regulierer an Porno-Seiten: Altersverifizierung jetzt, sonst wird es teuer
Die britische Regulierungsbehörde Ofcom warnt, dass Porno-Anbieter mit harten Zwangsmaßnahmen rechnen müssen, wenn sie keine strengen Altersprüfungen einführen.
Kinder und Jugendliche sollen in Großbritannien vor Online-Pornografie und anderen schädlichen Inhalten besser geschützt werden. Die britische Regulierungsbehörde Ofcom erhöht nun den Druck auf Erotik-Portale wie Pornhub oder xHamster, umgehend "hochwirksame" Maßnahmen zur Altersverifikation oder -schätzung einzusetzen. Dazu sind sie prinzipiell bereits mit dem umstrittenen Online Safety Bill verpflichtet. Mit neuen, am Donnerstag veröffentlichten Branchenrichtlinien macht die Ofcom nun klar, wie betroffene Betreiber von Webseiten und Apps die erforderliche Alterssicherung umsetzen sollen.
Als Methoden kommen laut den technischen Leitlinien etwa in Frage: Open Banking, also der Rückgriff auf offene Schnittstellen fürs Online-Banking, ein Lichtbildabgleich mit offiziellen Dokumenten oder eine Einstufung mithilfe der biometrischen Gesichtserkennung. Zulässig sind zudem eine Altersüberprüfung durch Mobilfunk- oder Kreditkartenanbieter, die Nutzung digitaler Identitätsdienste (eID) und eine E-Mail-basierte Altersschätzung. Die technischen Mittel, die Unter-18-Jährige von Pornos fernhalten sollen, sind auch hierzulande umkämpft. Wer selbst neue, auf KI basierende Entwicklungen nicht nutze, handele fahrlässig, hieß es von der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM). Porno-Aktivisten halten eine Pflicht für Alterschecks für gefährlich, da sie die Mehrheit der Nutzer auf Seiten im Ausland mit noch weniger Schutz treibe.
Pornoseiten wie kostenpflichtige Premiumdienste, die eigene, auch KI-generierte Inhalte anbieten, müssen laut der Ofcom Systeme zur Altersverifikation (AVS) sofort implementieren. Andernfalls drohen Sanktionen, wozu Geldstrafen von bis zu 18 Millionen Pfund oder 10 Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes gehören. Auch Maßnahmen zur Geschäftsunterbrechung wie die Sperrung einer Domain für britische Nutzer sind vorgesehen. Portale, die nutzergeneriertes pornografisches Material hosten, müssen die Auflagen bis Juli 2025 befolgen. Das gilt auch für Social-Media-Plattformen wie Elon Musks X und Reddit, die pornografische Inhalte zulassen. Sie können auch pornografisches Material ganz entfernen oder mit einer Altersbeschränkung versehen, wenn sie nicht alle Nutzer einer Altersprüfung unterziehen wollen.
Die Ofcom will hart durchgreifen
"Viele Online-Dienste, die Pornografie und andere schädliche Inhalte zulassen, haben zu lange die Tatsache ignoriert, dass Kinder auf ihre Dienste zugreifen", erklärte Ofcom-Chefin Melanie Dawes. "Entweder fragen sie nicht danach, oder wenn doch, sind die Kontrollen minimal und leicht zu umgehen. Das bedeutet, dass die Unternehmen alle Nutzer praktisch wie Erwachsene behandelt haben und Kinder so potenziell Pornografie und anderen Arten schädlicher Inhalte ausgesetzt waren. Heute beginnt sich dies zu ändern." Zugleich kündigte Dawes an: "Wir werden die Reaktion der Industrie genau beobachten. Unternehmen, die diese neuen Anforderungen nicht erfüllen, müssen mit Zwangsmaßnahmen seitens der Ofcom rechnen."
Generell müssen alle von Diensten eingesetzten Methoden für Alterscheck den Dokumenten zufolge "technisch genau, robust, zuverlässig und fair sein, um als hochwirksam zu gelten". Die Ofcom hat sich nach eigenen Angaben dabei entschieden, zum jetzigen Zeitpunkt keine numerischen Schwellenwerte für die erforderliche hohe Effizienz einzuführen, wie etwa "99 Prozent Genauigkeit". Solche Ansätze könnten die aktuellen Kriterien aber künftig ergänzen. Dies sei "abhängig von der Weiterentwicklung der Testmethoden, Industriestandards und unabhängigen Forschung". Alle Dienste mit nutzergenerierten Inhalten und Suchfunktionen im Geltungsbereich des Gesetzes müssen prinzipiell prüfen, ob sie ganz oder teils "wahrscheinlich von Kindern genutzt" werden. Dafür haben sie Zeit bis zum 16. April.
(mki)