UN-Studie: Berg an jährlich verursachtem Elektroschrott erreicht Rekordhoch

Der Elektroschrottberg wächst weltweit. Dabei schaffen es über drei Viertel nicht ins Recycling. Ökologisch wie finanziell ein Verlust, zeigt eine UN-Studie.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Ein Haufen mit defekten elektronischen Geräten.

Die Welt hat 2022 so viel Elektroschrott wie nie produziert. Davon wurde nur ein kleiner Teil recycelt.

(Bild: Morten B/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Anika Reckeweg

So viel Elektroschrott wie nie: Weltweit sind im Jahr 2022 insgesamt 62 Millionen Tonnen Elektroschrott hinzugekommen. Dieser Jahreswert erreicht damit ein Rekordhoch. Der Berg an ausgemusterten Elektrogeräten – dazu zählt alles, was zum Funktionieren einen Stecker oder Batterien benötigt – wuchs damit um ein fünffaches schneller als der Anteil, der einem Recycling-System zugeht. Das geht aus der kürzlich veröffentlichten UN-Studie "The Global E-waste Monitor 2024" hervor. Die Autoren und Autorinnen rechnen mit einem weiteren Anstieg.

Um die enorme Zahl von 62 Millionen Tonnen zu verdeutlichen, greifen die Verantwortlichen der Studie auf anschauliche Beispiele zurück: Das Gewicht der ausgemusterten Kaffeeautomaten, Waschmaschinen, Lampen, aber auch Smartphones oder Klimaanlagen entspreche 107.000 Passagierflugzeugen in der weltweit größten Variante (853 Plätze). Aneinandergereiht ergäben diese eine Linie von New York bis Athen. Alternativ könne die Anzahl von 1,55 Millionen 25 Meter langen 40-Tonner-LKW, die für die Massen notwendig wären, einmal den Äquator umrunden. Wie vielen Fußballfeldern oder Saarlanden das entspricht, wurde jedoch nicht ausgeführt.

Seit 2010 ist der Elektroschrotthaufen laut der Studie um 82 Prozent gewachsen. Die Autoren beziehen sich auf Zahlen von 2022 und rechnen damit, dass sich die Gesamtmenge bis 2030 auf 82 Millionen Tonnen erhöht. Das wäre ein weiterer Zuwachs um 32 Prozent.

Dabei schaffte es 2022 nicht einmal ein Viertel (22,3 Prozent) der ausgemusterten Geräte ins geregelte Recycling, schreiben die Autoren. Auch ein Hinterhof-Recycling belaste die Umwelt. Insbesondere ginge dieses zulasten der Gesundheit, da etwa unkontrolliert Schadstoffe freigesetzt würden, die eigentlich einer Sonderentsorgung bedürften.

Ein weiterer Punkt: Durch das fehlende Recycling gehen wertvolle Rohstoffe verloren, deren Vorkommen begrenzt sind. Das sei nicht nur eine Frage der Erdressourcen, sondern auch ein finanzieller Aspekt, betont Vanessa Gray, die an der Studie mitgewirkt hat: "The Global E-waste Monitor zeigt, dass wir wegen unzulänglichen Recyclings aktuell 91 Milliarden US-Dollar an wertvollen Metallen verschwenden." Gray mahnt, die Welt müsse die ökonomischen und Umwelt-Vorteile eines guten Elektroschrott-Managements ergreifen – auch in Gedanken an künftige Generationen.

Den größten Anteil machten 2022 Elektrokleingeräte (20,4 Millionen Tonnen) aus. Dazu zählen Toaster, Mikrowellen, Rasierer, Radios, elektrisches Spielzeug oder auch E-Zigaretten. Den kleinsten Anteil hatten Photovoltaik-Panels (600.000 Tonnen).

Europa lag mit 17,6 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf ganz vorn, konnte aber mit 42,8 Prozent auch die höchste geregelte Recycling-Rate aufweisen (7,5 Kilogramm pro Person). Der globale Schnitt lag bei 7,8 Kilogramm E-Schrott pro Kopf und 1,75 Kilogramm recycelter Geräte (22,3 Prozent). An der weltweiten Spitze liegt Norwegen mit 26,8 Kilogramm verursachtem Elektroschrott pro Person. In der Gesamtmenge liegt Deutschland in Westeuropa mit 1,8 Millionen Tonnen und 21,2 Kilogramm pro Kopf an der Spitze vor Frankreich (1,4 Millionen Tonnen; 22,4 Kilogramm pro Kopf) und den Niederlanden (0,39 Millionen Tonnen; 22,1 Kilogramm pro Kopf).

(are)