UN warnt: Krypto-Token Tether wird zunehmend von Geldwäschern bevorzugt

Casinos und Kryptowährungen sind laut einem UN-Bericht Haupttreiber von Geldwäsche, Underground-Banking und Cyberbetrug in Ost- und Südostasien.

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(Bild: mk1one/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch
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Die Kryptowährungsplattform Tether hat sich als eine der führenden Zahlungsmethoden für in Südostasien operierende Geldwäscher und Betrüger entpuppt. Davor warnen die Vereinten Nationen. Laut einem am Montag veröffentlichten Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ist der Krypto-Token von Tether (USDT) das Herzstück einer wachsenden Betrugsindustrie.

"In den letzten Jahren haben Strafverfolgungs- und Finanzermittlungsbehörden über den rasch zunehmenden Einsatz von ausgeklügelten Hochgeschwindigkeits-Geldwäscheteams berichtet, die auf Untergrund-Netze spezialisiert sind", heißt es in dem Bericht (PDF). Die Entwicklung der Kryptowährung hat demnach neben anderen technologischen Entwicklungen die jahrzehntelange Praxis organisierter Verbrecherbanden Südostasiens verstärkt, Schwarzmarktkasinos zur Wäsche illegaler Gelder zu nutzen.

"Casinos und verwandte Geschäfte mit hohem Bargeldaufkommen waren jahrelang Vehikel für Untergrundbanking und Geldwäsche, aber die Explosion von unterregulierten Online-Glücksspielplattformen und Krypto-Börsen hat das Spiel verändert", sagte Jeremy Douglas, UNODC-Regionalbeauftragter für Südostasien und den Pazifik in einer Pressemitteilung. "Die Expansion der illegalen Wirtschaft hat eine technologiegetriebene Revolution im Untergrundbanking erfordert, um schnellere anonymisierte Transaktionen, die Vermischung von Geldern und neue Geschäftsmöglichkeiten für das organisierte Verbrechen zu ermöglichen. Die Entwicklung skalierbarer, digitalisierter Casino- und Krypto-Lösungen hat das kriminelle Geschäftsumfeld in ganz Südostasien und insbesondere im Mekong-Gebiet in die Höhe getrieben."

Demnach zeigen unzählige Fälle aus jüngster Zeit, dass Online-Casinos und damit verbundene Unternehmen von Banden der organisierten Kriminalität genutzt wurden, um große Mengen an staatlich gesicherten Fiat- und Kryptowährungen zu verschieben und zu waschen, wodurch effektiv Kanäle geschaffen wurden, um Milliarden an kriminellen Erträgen in das Finanzsystem zu integrieren. "Organisierte Verbrechergruppen haben sich dort zusammengeschlossen, wo sie Schwachstellen sehen, und Kasinos und Kryptowährungen haben sich als der Punkt des geringsten Widerstands erwiesen", so Douglas weiter.

Der UN-Bericht stellt fest, dass die Behörden in den letzten Jahren mehrere Geldwäschenetzwerke zerschlagen haben, die vor allem für die Verschiebung illegaler Tether-Gelder verantwortlich waren.

Tether wurde im Jahr 2014 als Brücke zwischen den traditionellen Bankensystemen und dem aufstrebenden Kryptomarkt geschaffen. Tether ist ein Stablecoin. 1 Tether (USDT) ist immer 1 US-Dollar (USD) wert und durch Bargeld, Schuldverschreibungen, Unternehmensanleihen oder andere Vermögenswerten in US-Dollar gesichert. Schätzungen zufolge sind 95 Milliarden Tether-Token im Umlauf, was ihn zur drittgrößten Kryptowährung nach Bitcoin und Ether macht. Der Tether-Stablecoin wird von Anlegern verwendet, um beispielsweise Bitcoin zu handeln, ohne Krypto in Fiat-Geld tauschen zu müssen, das dies zusätzliche Zeit und Geld kostet.

Im November letzten Jahres fror Tether nach einer gemeinsamen Untersuchung mit dem US-Justizministerium und der Kryptobörse OKX Token im Wert von 225 Millionen US-Dollar ein, die mit einem "Schweineschlacht-" und Menschenhandelssyndikat in Südostasien in Verbindung standen, heißt es in dem Bericht. Der Begriff "Schweineschlacht"-Romantik-Betrug bezieht sich auf Fälle, in denen Betrüger über soziale Medien, Messenger- und Dating-Apps Vertrauen zu ihren Opfern aufbauen und sie dann unter Druck setzen, in gefälschte Kryptowährungen oder Online-Handelssysteme zu investieren.

Auch wenn Tether in dem im UN-Bericht beschriebenen Fall proaktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitete; im Sommer 2021 führten Ermittlungen gegen Tether selbst zu Erschütterungen auf dem Kryptowährungsmarkt.

Seit dem Zusammenbruch der Kryptohandelsplattform FTX verschärft die US-Regierung die Kontrolle der Kryptoindustrie. Anfang Juni vergangenen Jahres verklagte die US-Börsenaufsicht SEC mit Binance die größte Kryptobörse der Welt. Im März hatte bereits die US-Kapitalmarktbehörde CTFC Klage gegen Binance und Gründer Changpeng Zhao eingereicht. Der Vorwurf: Die Kryptobörse soll Terrorfinanzierung und Geldwäsche bewusst ermöglicht und Beweise automatisch vernichtet haben. Einen Tage nach dem Vorgehen gegen Binance verklagte die SEC auch den US-Krypto-Platzhirsch Coinbase.

Eine Reihe von großen Volkswirtschaften, von Großbritannien oder Kanada bis zur Europäischen Union, haben ebenfalls Regeln für Stablecoins aufgestellt. Die EU-Richtlinien sollen Kryptobörsen einhegen und anonymen Handel mit Kryptowerten erschweren. Sie sollen im Juni in Kraft treten.

(akn)