US-Abgeordnete: Jeff Bezos hat als Amazon-Chef möglicherweise Kongress belogen

Nach den jüngsten Vorwürfen, dass Amazon mit wettbewerbswidrigem Vorgehen seine Eigenmarken stärkt, drohen US-Abgeordnete nun mit einem Strafverfahren.

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(Bild: Christos S/Shutterstock.com)

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Der damalige Amazon-Chef Jeff Bezos könnte mit Kollegen US-Abgeordnete belogen haben, als er unter Eid Fragen zu Geschäftspraktiken seines Konzerns beantwortet hat. Das jedenfalls vermuten Vertreter beider Parteien im US-Repräsentantenhaus nach dem jüngsten Bericht, demzufolge Amazon systematisch Produkte für seine Eigenmarken kopiert. In einem Brief fordern die Abgeordneten aus dem Justizausschuss den Konzern ultimativ auf, gemachte Angaben gegebenenfalls zu korrigieren. Anhand der Antwort wollen sie entscheiden, ob sie die Angelegenheit an das US-Justizministerium weiterleiten, wo dann über die Aufnahme eines Strafverfahrens entschieden werde. Amazon hat dem Vorwurf bereits widersprochen.

Dem Brief der fünf Abgeordneten ging ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters voraus, in dem es vergangene Woche hieß, Amazon habe unter anderem erfolgreiche Produkte seiner Kooperationspartner identifiziert, um dann selbst Gleichartiges anzubieten. Gleichzeitig soll Amazon diese Angebote günstiger bepreist und bei der Produktsuche auf der Webseite hervorgehoben haben. Außerdem soll der US-Konzern Bewertungen und Retourenquoten auch von Konkurrenzprodukten ausgewertet haben, um seine Eigenmarken erfolgreicher zu machen. Die dem Bericht zugrunde liegenden Dokumente beziehen sich zwar nur auf Indien, aber vergleichbare Vorwürfe erheben Anbieter und Anbieterinnen auf Amazons Marktplatz seit Jahren.

In einer Anhörung im US-Parlament hatte unter anderem Jeff Bezos vor einem Jahr versichert, dass Konzernvorschriften die Auswertung der Händlerdaten für Eigenmarken untersagen würden. In dem nun unter anderem vom Ausschussvorsitzenden Jerrold Nadler (Demokraten) unterzeichneten Brief heißt es, "im besten Fall zeigt der Bericht, dass die Amazon-Vertreter den Ausschuss in die Irre geführt haben". "Schlimmstenfalls unterstreicht er, dass sie den Kongress angelogen haben und damit gegen Strafgesetzes des Bundes verstoßen haben könnten", meinen sie. Angesichts der Ernsthaftigkeit der Vorwürfe gebe man dem Konzern nun eine letzte Möglichkeit entlastende Beweise vorzulegen. Man lege dem Konzern mit Nachdruck nahe, diese Möglichkeit zu nutzen.

In einer ersten Reaktion nannte Amazon die Vorwürfe "faktisch inkorrekt und unbegründet", zitiert die US-Nachrichtenseite NPR. Den Angestellten des Konzerns sei es strikt verboten "nicht öffentliche, verkäuferspezifische Daten zu verwenden, um zu entscheiden, welche Produkte als Eigenmarken herausgebracht werden sollen". Suchergebnisse seien so gestaltet, dass Kunden und Kundinnen Produkte zu sehen bekommen, die sie kaufen wollen, unabhängig davon, ob Amazon selbst sie anbietet. Man untersuche jeden Vorwurf, dass gegen diese Vorgaben verstoßen worden sei.

(mho)