US-Bundesstaaten fordern Zugang zum Quellcode von Windows

Die Kläger im Kartellverfahren gegen Microsoft wollen anhand des Sourcecodes prüfen, ob Windows ohne Internet Explorer funktionsuntüchtig wird.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die neun US-Bundesstaaten, die den Kartellprozess gegen Microsoft trotz der außergerichtlichen Einigung zwischen dem US-Justizministerium und dem Softwarekonzern weiterführen, fordern nun Zugang zum Quellcode von Windows. Die Hoffnung hinter der Forderung: Die Kläger wollen beweisen, dass es für Microsoft kein Problem sei, die Änderungen einzubauen, die die US-Bundesstaaten als Urteil im Kartellverfahren fordern. Dazu gehört unter anderem, dass Microsoft Windows in Zukunft auch komplett ohne Internet Explorer anbieten soll -- was aber nach Ansicht von Microsoft dazu führe, dass Windows in seiner gegenwärtigen Form unbrauchbar werde.

Das Unternehmen habe während des Verfahrens die Möglichkeit einer Abtrennung von Programmen von Windows geprüft; es sei dabei festgestellt worden, dass eine Abtrennung von Software-Angeboten ohne Beschädigung des Betriebssystems nicht möglich sei, hieß es in Redmond. Die Kläger wollen nun durch Einsicht in den Quelltext des Betriebssystems beweisen, dass die vollständige Entfernung von Microsofts Web-Browser und aller dazu gehörenden Dateien entgegen den Angaben von Microsoft ohne weiteres zu machen sei. "Microsoft kann sich nicht mit dem Design des Sourcecodes vor Gericht verteidigen und gleichzeitig den klagenden Staaten die Gelegenheit verweigern, diese Argumente durch Untersuchung des Sourcecodes zu überprüfen", heißt es in der Begründung des Antrags.

Wie nicht anders zu erwarten, wies Microsoft die Forderung der Kläger sofort zurück. Ein Firmensprecher äußerte die Befürchtung, dass auch die Konkurrenz Zugang zum Windows-Quellcode erlangen könnte, wenn Vertreter der neun klagenden Bundesstaaten Einsicht bekämen. In einem früheren Verfahren musste Microsoft schon einmal den Sourcecode von Windows 95 offen legen: Caldera sollte durch Gerichstsentscheid in die Lage versetzt werden, nachzuprüfen, ob Microsoft Windows absichtlich so programmiert hat, dass es nicht mit dem MS-DOS-Konkurrenten DR-DOS zusammenarbeitet. Caldera einigte sich letztlich außergerichtlich mit Microsoft, da sich der Konzern auf Zahlungen an die Firma einließ. (jk)