US-Bundesstaaten verlangen scharfe Auflagen für Microsoft

Im Kartellprozess fordern die US-Bundesstaaten, die sich dem außergerichtlichen Kompromiss verweigern, angeblich unter anderem eine Office-Version für Linux.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Im Anti-Trust-Verfahren gegen Microsoft müssen die US-Bundesstaaten, die dem außergerichtlichen Kompromiss mit dem Software-Giganten nicht zugestimmt haben, ihre Vorschläge für Auflagen gegenüber Microsoft vorlegen. Unter anderem soll Microsoft dazu verdonnert werden, eine Version seiner Office-Software auch weiterhin für den Mac anzubieten -- und künftig zudem eine Ausgabe für Linux zu produzieren. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Kreise. Außerdem soll Microsoft gezwungen werden, wieder Java-Unterstützung in Windows XP zu integrieren.

Die neun US-Bundesstaaten, die die außergerichtliche Einigung abgelehnt haben, müssen ihre Forderungen am heutigen Freitag beim zuständigen Gericht einreichen. Microsoft hat dann bis Ende Dezember Zeit, auf die Eingabe zu reagieren. Eine erste mündliche Verhandlung wird allerdings erst am 4. März 2002 stattfinden.

Unabhängig von dem weiterlaufenden Verfahren hatte Richterin Collen Kollar-Kotelly eine Anhörung nach dem Tunney Act angeordnet, um zu entscheiden, ob das Gericht den außergerichtlichen Kompromiss zwischen neun US-Bundesstaaten, dem US-Justizministerium und Microsoft überhaupt akzeptieren könnte. Im Rahmen dieser Anhörungen sollen nächste Woche unter anderem der Chef der Anti-Trust-Abteilung im US-Justizministerium, Charles James, und der ehemalige Netscape-Chef James Barksdale ihre Einschätzungen zu dem außergerichtlichen Kompromiss erläutern.

Spannend dürfte es für Microsoft nächste Woche auch in Baltimore werden. Für den 10. Dezember hatte der zuständige Richter eine Anhörung zur außergerichtlichen Einigug in einer privatrechtlichen Sammelklage angeordnet. In dieser Sammelklage hatten zahlreiche Privatpersonen und Unternehmen Microsoft wegen Missbrauchs seiner marktbeherrschenden Stellung verklagt und Schadensersatz wegen überhöhter Software-Preise verlangt. Die Klagen wurde vor dem US-Bezirksgericht in Baltimore gebündelt.

Microsoft hatte im Rahmen außergerichtlicher Verhandlungen vorgeschlagen, Stipendien, Software, renovierte Computer und technische Dienstleistungen in einem Gesamtwert von 1,6 Milliarden US-Dollar für die ärmsten Schulen der USA zur Verfügung zu stellen, falls der Prozess eingestellt werde. Der Vorschlag hatte jedoch in der öffentlichen Diskussion für erheblichen Wirbel gesorgt. Kritiker hatten argumentiert, Microsoft könne auf diese Weise auch im Erziehungsbereich ein Software-Monopol bekommen. Apple-Chef Steve Jobs schlug gestern vor, Microsoft solle die Milliarde stattdessen lieber in bar einer öffentlichen Stiftung zur Verfügung stellen, die über die Verwendung der Gelder entscheiden soll. (wst)