US-Präsident sucht Wege aus der Öl-Abhängigkeit

Bis 2025 sollen die Öl-Importe der USA aus dem Nahen Osten um 75 Prozent gedrosselt werden. Neben erneuerbaren Energieträgern setzt George W. Bush auf einen Ausbau der Energieerzeugung mit Atomkraft.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Nachdem der US-Präsident in einer Rede zur Lage der Nation Anstrengungen gefordert hatte, die Öl-Importe aus den Staaten des Nahen Ostens bis 2025 um 75 Prozent zu reduzieren, besuchte George W. Bush Anfang dieser Woche US-Unternehmen, die im Sektor der erneuerbaren Energien führend sind, darunter den Automotive-Konzern Johnson Controls, der unter anderem Li-Ion-Akkus für Fahrzeuge mit Hybrid-Antrieb liefert. Dabei betonte der Präsident, dass die USA bei der Entwicklung alternativer Energiequellen führend bleiben müssten, berichtet die Washington Post. Demnach kritisieren neben den Demokraten auch einige Republikaner, dass die Energiesparvorhaben des Präsidenten nicht ausreichend die hauptsächliche Ursache für die Öl-Abhängigkeit der USA eindämmen, die sie im hohen Kraftstoffverbrauch der in den USA verbreiteten Fahrzeuge sehen, zum Beispiel in den Verbrauchswerten der beliebten SUVs (sport-utility vehicles).

Bush hatte während seines Besuchs bei Johnson Controls darauf hingewiesen, dass in einigen Staaten, die zu den Hauptlieferanten des Öls für die USA zählen, instabile politische Verhältnisse herrschen und dass zwischen deren Regierungen und der US-Regierung mitunter fundamentale Gegensätze herrschten. Als vielversprechend lobte Bush den Erfolg von Fahrzeugen mit Hybrid-Antrieb wie dem Toyota Prius oder dem Ford Escape SUV, die über einen kombinierten Benzin- und Elektroantrieb verfügen. 200.000 Fahrzeuge dieser Kategorie seien im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten verkauft worden.

Dem Zeitungsbericht zufolge wird die Förderung erneuerbarer Energien in den USA durch widerstreitende Lobby-Interessen behindert. Demnach verlangen Politiker aus dem mittleren Westen der USA nach Steurerleichterungen für den Alternativ-Kraftstoff Methanol, der in der "Kornkammer" der USA aus Getreide gewonnen wird. Diese Subventionen gingen aber zu Lasten der Fördermittel für Brennstoffzellen oder Solarenergie.

In einer Radioansprache vor Beginn seiner Firmenbesuche, die vom Branchenportal OilOnline als Transkript veröffentlicht wurde, benennt der US-Präsident indes den Ausbau der "sauberen und sicheren" Kernenergie als Schwerpunkt seiner "Advanced Energy Initiative". Während Frankreich inzwischen 78 Prozent des elektrischen Stroms in Atomkraftwerken erzeuge, sei in den USA seit den 1970er Jahren kein neues Kernkraftwerk errichtet worden. Dass es am 28. März 1979 zu einem Großunfall im Atomkraftwerk von Three Mile Island nahe Harrisburg gekommen war, erwähnte Bush in seiner Ansprache nicht. Der Nutzung von Wind- und Sonnenenergie widmet der Präsident hingegen nur wenige Sätze in seiner Radio-Ansprache und nennt diese regenerativen Energieformen außerdem in einem Atemzug mit "clean coal" als Alternativen zum Öl. (ssu)