US-Wahlen: Forscher ziehen Einfluss von "Fake News" in Zweifel
Seit Wochen wird nicht nur in den USA darüber diskutiert, welchen Einfluss sogenannte "Fake News" auf das Ergebnis der Präsidentschaftswahl hatte. Zwei Forscher sind das nun wissenschaftlich angegangen und geben größtenteils Entwarnung.
Die sogenannten "Fake News" haben auf das Ergebnis der US-Wahl – anders als in den vergangenen Wochen oft nahegelegt wurde – keinen Einfluss ausgeübt. Zu diesem Ergebnis kommen zumindest zwei US-amerikanische Forscher von den Universitäten Stanford und New York. Ihrer Analyse zufolge waren soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter nicht die wichtigste Informationsquelle für die meisten US-Amerikaner und selbst die erfolgreichsten "Fake News" seien nur von einem Bruchteil der US-Bürger gesehen worden. Um das Wahlergebnis zu beeinflussen, hätte eine der Falschinformationen deswegen so effektiv sein müssen, wie 36 Fernsehwerbungen.
Klares Ergebnis – oder doch nicht?
Matthew Gentzkow und Hunt Allcott haben demnach untersucht, wie viel Traffic soziale Netze zu Nachrichtenseiten gebracht haben und welche der Fake News die größte Reichweite erreichten. Außerdem befragten sie 1200 Wähler. Demnach nannten lediglich 14 Prozent Facebook als wichtigste Informationsquelle für die Präsidentschaftswahlen, Fernsehen sei immer noch deutlich wichtiger. Auch die am weitesten verbreiteten "Fake News" seien nur von einem Bruchteil der Wähler gesehen worden und von denen hätten sie nur die Hälfte geglaubt.
Einschränkend weisen die Forscher aber darauf hin, dass Wähler nicht unbedingt eine bestimmte Geschichte im Kopf behalten müssen, um ein negatives Bild von Donald Trump oder Hillary Clinton zu entwickeln. Auch deswegen hänge die abschließende Beurteilung der Ergebnisse davon ab, welchen Maßstab man für den Einfluss von "Fake News" anlege, schreibt Gentzkow.
Gefahren sozialer Medien sind real
Gerüchte, Verschwörungstheorien und andere "Verwandte der Fake News" sind nicht neu, erklären die Wissenschaftler. Gleichzeitig bedeuteten soziale Medien aber neue Gefahren mit potenziell weitgehenden Konsequenzen. Der Einfluss großer Medienhäuser gehe immer weiter zurück, vor allem in einer Zeit, in der sich jeder Geschichten einfach ausdenken könne. Weil Facebook & Co. Wähler je nach ihrer politischen Zugehörigkeit weiter auseinander treiben könnten, habe man hier einen potenziellen Game-Changer in Bezug auf den Grad der Polarisierung. (mho)